Machtkampf in Osttimor spitzt sich zu

Aktualisiert

Machtkampf in Osttimor spitzt sich zu

Osttimors Präsident, Xanana Gusmão, hat den Regierungschef Mari Alkatiri zum Rücktritt aufgefordert. Dieser soll Todesschwadronen auf politische Gegner gehetzt haben.

Er habe das Vertrauen in Alkatiri verloren, stehe in einem Brief des Präsidenten, der bereits am Dienstag abgeschickt worden sei, meldete die portugiesische Nachrichtenagentur LUSA am Mittwoch. Gusmão verwies demnach in seinem Brief auf einen Bericht des australischen Fernsehsenders ABC, wonach Alkatiri «in die Verteilung von Waffen an Zivilisten verwickelt» war.

Auch ABC meldete, Gusmão habe Alkatiri zum Rücktritt aufgefordert. Ein Regierungsvertreter in der osttimorischen Hauptstadt Dili sagte der Nachrichtenagentur AFP, Alkatiri werde «wahrscheinlich» zurücktreten.

Alkatiri sieht sich seit längerem mit Rücktrittsforderungen konfrontiert. Er hatte im April die Entlassung von rund 600 der insgesamt 1400 Soldaten angeordnet. Damit löste er die wochenlangen Unruhen in der ehemaligen portugiesischen Kolonie aus.

Vor allem rivalisierende Jugendbanden rebellierten. Bei den Unruhen starben rund 30 Menschen, über 130 000 Menschen wurden in die Flucht getrieben.

Todesschwadrone?

Alkatiri wurde zudem vorgeworfen, er habe Todesschwadrone auf seine politischen Gegner angesetzt. Gegen Ex-Innenminister Rogerio Lobato, der im Auftrag Alkatiris die Mordaufträge gegeben haben soll, wurde inzwischen Haftbefehl erlassen.

«Nachdem ich das ABC-Programm gesehen habe, das mich enorm schockiert hat, bleibt mir nur, Ihnen die Wahl zu lassen: Entweder Sie treten zurück oder ich entlasse Sie nach Einschaltung des Staatsrates, da Sie mein Vertrauen nicht mehr verdienen», zitierte LUSA aus dem Brief Gusmãos. Demnach setzte er Alkatiri eine Frist bis Dienstagabend.

UNO-Blauhelme im Anmarsch

Angesichts der Lage in Osttimor hatte der Weltsicherheitsrat am Dienstag die Entsendung einer neuen Friedenstruppe beschlossen. Sie soll die über 2000 Soldaten aus Australien, Neuseeland, Malaysia und der früheren Kolonialmacht Portugal bis zum 20. August ablösen.

Die erste UNO-Friedensmission hatte der Bevölkerung von Osttimor ermöglicht, sich per Volksentscheid mit überwältigender Mehrheit für die Loslösung von Indonesien auszusprechen. Im Mai 2002 hatte Osttimor seine Unabhängigkeit erklärt.

Notiz: Die Meldung bsd164 wurde nach dem Durchsickern des Inhalts von Gusmãos Rücktrittsaufforderung an Alkatiri (neu: Frist) sowie dessen möglicher Reaktion durchgehend aktualisiert. Ganze Meldung neu geschrieben.

(sda)

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