Peitschenhiebe für falsches Foto?

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Sakineh AshtianiPeitschenhiebe für falsches Foto?

Die zum Tod verurteilte Iranerin Sakineh Ashtiani soll wegen eines unislamischen Fotos mit Peitschenhieben bestraft worden sein. Ihr Anwalt im Exil dementiert.

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Die wegen Ehebruch und Mord zum Tod verurteilte Iranerin Sakineh Ashtiani.

Die wegen Ehebruch und Mord zum Tod verurteilte Iranerin Sakineh Ashtiani.

Die Irrungen und Wirrungen im Fall der zum Tod durch Steinigung verurteilten Iranerin Sakineh Ashtiani sind um eine Episode reicher. Sie sei für die Veröffentlichung einer Porträtaufnahme ohne Schleier mit 99 Peitschenhieben bestraft worden, erklärte ihr Anwalt Javid Kian am Wochenende gegenüber der «New York Times». Noch am selben Tag bezeichnete ihr anderer Anwalt Mohammad Mostafaei aus dem norwegischen Exil das Ganze als gezielte Falschmeldung.

Der Reihe nach: Die Londonder «Times» hatte am 28. August auf ihrer Titelseite eine vermeintlich neue Aufnahme Ashtianis veröffentlicht. Wenige Tage später entschuldigte sich die Redaktion, die abgebildete Frau sei gar nicht Sakineh Ashtiani sondern Susan Hedschrat. Die in Schweden lebende Exil-Iranerin bestätigte, das Bild sei von ihr. Sie hatte es im Zusammenhang mit Pressebeiträgen über Aschtiani verwendet. Dabei soll es von Journalisten verwechselt worden sein.

Zahlreiche Ungereimtheiten

Javid Kian, Ashtianis Anwalt in Iran, erklärte gegenüber der «New York Times», er habe seit einem Monat keinen Kontakt mehr zu seiner Mandantin gehabt. Aber zwei Frauen, die mit Ashtiani zusammen im Gefägnis gesessen hatten und inzwischen freigelassen wurden, erzählten ihm, dass Ashtiani für das «unanständige» Foto mit 99 Peitschenhieben bestraft worden sei. Er vermutet, die iranischen Behörden benutzen das Bild als Vorwand, sie und ihre Umgebung zusätzlich unter Druck zu setzen.

Als sei die Geschichte noch nicht mysteriös genug, veröffentlichte Ashtianis anderer Anwalt, Mohammad Mostafaei, am Wochenende seine Version der Ereignisse. Er war aus Angst vor Repressionen aus dem Iran geflohen und lebt heute in Oslo. Laut seinem Weblog hat er eine Vertrauensperson innerhalb der Justiz in Täbris (wo Ashtiani inhaftiert ist) kontaktiert und sich versichern lassen, die ganze Geschichte sei erfunden.

Er selbst hält das Ganze für eine gezielte Falschmeldung des Internationalen Komitees gegen Hinrichtungen. Mit dessen Vorsitzender, Mina Ahadi, hat Mostafaei offenbar erhebliche persönliche Differenzen. Jegliche Versionen sind derzeit schwierig überprüfbar, da weder ihr Sohn, ihre Anwälte noch sonst jemand Zugang zur Inhaftierten hat.

Vatikan verurteilt geplante Steinigung

Der Vatikan hat die geplante Steinigung von Sakineh Aschtiani scharf verurteilt. In einer ersten Stellungnahme zu dem Fall erklärte der Vatikan am Sonntag, die Steinigung sei eine besonders brutale Form der Todesstrafe. Sprecher Federico Lombardi erklärte, die katholische Kirche lehne die Todesstrafe generell ab. Der Vatikan verfolge den Fall genau.

Lombardi deutete an, der Vatikan könnte mit diplomatischen Mitteln versuchen, die Vollstreckung des Urteils zu verhindern. Die Iranerin Sakineh Aschtiani war 2006 verurteilt worden. Ihr Sohn Sadschad sagte einer italienischen Nachrichtenagentur, er wolle den Papst bitten, sich für seine Mutter einzusetzen. Lombardi erklärte, eine solche Bitte sei noch nicht eingegangen. Nach einer internationalen Protestwelle setzte die iranische Justiz die Vollstreckung des Urteils vorerst aus. (ddp)

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