Sicherheitsrat wendet sich Tempel-Streit zu

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Thailand - KambodschaSicherheitsrat wendet sich Tempel-Streit zu

Soldaten Thailands und Kambodschas lieferten sich beim umstrittenen Tempel Preah Vihear erneut ein Gefecht. Der Uno-Sicherheitsrat und China sind besorgt.

Archivbild. Ein Junge geht am 23. Januar 2010 zum Tempel Preah Vihear, um den sich Thailand und Kambodscha streiten.

Archivbild. Ein Junge geht am 23. Januar 2010 zum Tempel Preah Vihear, um den sich Thailand und Kambodscha streiten.

Der neu entflammte Grenzstreit zwischen Thailand und Kambodscha schwelt weiter. Am Montag schossen Soldaten beider Länder aufeinander und trieben tausende Anwohner in die Flucht. «Die Schüsse haben heute morgen zum vierten Mal begonnen», sagte der kambodschanische Ministerpräsident Hun Sen in Phnom Penh. Nach Angaben der kambodschanischen Armee begannen die Gefechte am Morgen, als thailändische Soldaten versuchten, Verletzte von Kämpfen der vergangenen Tage zu bergen.

Die thailändische Armee sprach von einem kurzen Schusswechsel von zwei Minuten, der durch ein «Missverständnis» ausgelöst worden sei. Seit dem Wochenende kamen auf beiden Seiten mindestens sechs Menschen ums Leben, darunter auch Zivilisten. Dutzende wurden verletzt.

Nach dem jüngsten Gefecht seien auf thailändischer Seite 15 000 Anwohner geflüchtet, sagte der Gouverneur der Provinz Si Saket, Suwan Sujalit.

Aufruf zur Zurückhaltung

Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon äusserte sich besorgt über den Konflikt zwischen den asiatischen Nachbarländern. Er forderte beide Seiten auf, sich auf ein Ende der Kämpfe zu einigen und ein Höchstmass an Zurückhaltung zu zeigen.

Das chinesische Aussenministerium erklärte, China hoffe, dass beide Länder Ruhe und Zurückhaltung an den Tag legen und ihre Differenzen durch Verhandlungen beilegen würden, um eine weitere Eskalation zu verhindern.

Uno-Sicherheitsrat eingeschaltet

Zum zweiten Mal innerhalb von drei Tagen wandte sich der kambodschanische Premier Hun Sen am Montag an die Vereinten Nationen. Er bat um die Entsendung von Blauhelmen, um eine Pufferzone im Grenzgebiet einzurichten. In einem Brief an den Uno-Sicherheitsrat verlangte er eine Sondersitzung des Gremiums.

Der Uno-Sicherheitsrat in New York forderte am Montag eine Waffenruhe. Der Sicherheitsrat erwäge eine Sondersitzung, wenn es zu keiner Einigung komme, sagte die brasilianische Uno-Botschafterin Maria Luiza Ribeiro Viotti, die derzeit das mächtigste Uno-Gremium führt.

Das thailändische Aussenministeriums hatte sich zuvor ebenfalls an den Sicherheitsrat gewandt und gegen «wiederholte und unprovozierte Angriffe kambodschanischer Soldaten» provoziert. Thailand lehnt jedoch eine internationale Einmischung ab. «Thailand bleibt dabei, dass das Problem am besten in den bereits bestehenden bilateralen Verhandlungsforen gelöst wird», sagte ein Sprecher des Ministeriums.

Tausende Soldaten stationiert

Die Nachbarländer streiten seit den 1950er Jahren um den genauen Grenzverlauf um die Tempelanlage. In der Umgebung des Tempels sind tausende kambodschanische und thailändische Truppen stationiert.

Der Tempelkomplex aus dem 11. Jahrhundert wurde 1962 durch einen Beschluss des Internationalen Gerichtshofs Kambodscha zugesprochen. Thailand erhebt aber Anspruch auf einen Teil des Umlandes. Seit die UNESCO das Gelände im Juli 2008 unter Protest Thailands zum Weltkulturerbe erklärt hat, kam es immer wieder zu Scharmützeln.

Für den Ausbruch der jüngsten Gewalt machen sich beide Seiten gegenseitig verantwortlich. Ein Übereinkommen zum Waffenstillstand scheiterte am Wochenende nach Kurzem. Kambodscha erklärte am Sonntag, der Tempel sei durch thailändischen Artilleriebeschuss beschädigt worden. Ein Flügel der Anlage sei eingestürzt. (sda)

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