Wikileaks.org ist weg

Aktualisiert

HackerangriffeWikileaks.org ist weg

Wegen Hackerangriffen hat der Domain-Verwalter EveryDNS Wikileaks vom Netz genommen. Provider Amazon bestreitet, die Onlineplattform unter politischem Druck rausgeworfen zu haben.

Die Internetadresse von Wikileaks ist seit dem späten Donnerstagabend nicht mehr erreichbar. Grund ist, dass der amerikanische Domain-Name-Provider EveryDNS, der die Adresse verwaltet, nach eigenen Angaben die Bearbeitung von Anfragen für die Website eingestellt hat. Dies sei notwendig geworden, da es wiederholt zu Angriffen auf die Adresse gekommen sei. Die Attacken hätten die gesamte Infrastruktur des EveryDNS-Netzwerkes gefährdet, hiess es. EveryDNS verwaltet den Zugang zu rund 500 000 Websites.

Wikileaks bestätigte den Vorgang über Twitter. Die Adresse Wikileaks.org sei vom US-Provider abgeschaltet worden, nachdem es angeblich massive Angriffe gegeben habe («WikiLeaks.org domain killed by US everydns.net after claimed mass attacks»).

Die Plattform hat die Regierungen der USA und vieler anderer Staaten verärgert, weil dort fast eine halbe Million als vertraulich oder geheim eingestufte Dokumente über die Kriege der USA im Irak und in Afghanistan und zuletzt Zigtausende Mitteilungen von US-Diplomaten veröffentlicht worden waren.

Amazon: Wikileaks verstiess gegen Regeln

Der Online-Einzelhändler Amazon bestreitet, die Enthüllungsplattform Wikileaks auf politischen Druck von seinen Servern verjagt zu haben. Wikileaks habe gegen die Nutzungsbedingungen verstossen, teilte Amazon in der Nacht zum Freitag in einem Blog-Beitrag mit.

So sähen die Geschäftsbedingungen von Amazons Web-Dienstleistungen vor, dass der Kunde die Rechte an den Inhalten halte und deren Einsatz niemandem Schaden zufüge. «Es ist klar, dass Wikileaks nicht über die Rechte an den vertraulichen Dokumenten verfügt», argumentierte Amazon.

Auch könne bei der grossen Zahl von 250 000 Depeschen nicht gesichert sein, dass durch deren Veröffentlichung nicht Unschuldige wie etwa Menschenrechtler in Gefahr gerieten.

Zuvor hatte es zahlreiche Medienberichte gegeben, Amazon habe die Nutzung seiner Server durch Wikileaks nach einer Intervention von US-Senator Joe Lieberman gestoppt. Der parteilose Vorsitzende des Senatsausschusses für innere Sicherheit habe Amazon mit einem Boykott gedroht, berichtete der britische «Guardian».

Der mit dem Online-Verkauf von Büchern und CDs gross gewordene Konzern bietet auch Dienstleistungen für das so genannte Cloud Computing an. Bei diesem Modell können Unternehmen ihre IT-Prozesse wie die Speicherung von Daten in verteilten Rechenzentren auslagern. (sda/dapd)

Linke ruft zum Boykott von Amazon auf

Wegen des Banns der von Wikileaks veröffentlichten geheimen US-Dokumente von seinen Servern hat die deutsche Partei «Die Linke» zum Boykott des Internetkonzerns Amazon aufgerufen. «Das Weihnachtsgeschäft steht vor der Tür. Das ist für die Käufer eine gute Gelegenheit, Amazon zu zeigen, was sie von der Zensur gegen Wikileaks halten», sagte Linke-Vizechefin Katja Kipping am Freitag der Nachrichtenagentur dapd.

Deine Meinung zählt