Krawall in Zürich und Bern

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AusschaffungsinitiativeKrawall in Zürich und Bern

Bei Kundgebungen in Zürich und Bern kam es zu Ausschreitungen, weil das Stimmvolk die Ausschaffungsinitiative angenommen hat. Andernorts verliefen die Demonstrationen friedlich.

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Das Ja zur Ausschaffungsinitiative hat in mehreren Schweizer Städten zu Demonstrationen geführt. In Bern und Zürich arteten diese zu einem regelrechten Saubannerzug mit Sachbeschädigungen aus.

In Zürich versammelten sich nach 20 Uhr mehrere Hundert Demonstranten auf dem Helvetiaplatz, darunter auch rund zwei Dutzend Vermummte. Die Kundgebungsteilnehmer trugen Fahnen mit sich und Transparente mit klassenkämpferischen Aufschriften wie «Gegen das Konstrukt von Nation und Rasse». Etwa um 20.30 Uhr setzte sich der Demonstrationszug in Bewegung und zog vom Kreis 4 über den Bahnhofplatz, Central, Limmatquai zum Bellevue. Laut Augenzeugen nahmen bis zu 2000 Personen an der Demonstration teil. Die Stadtpolizei sprach von mindestens 500 Teilnehmer. Wie viele Beamte den Umzug begleiteten, wollte die Stadtpolizei aus taktischen Gründen nicht erläutern. Die Polizei sei aber mit einem «entsprechenden Aufgebot» vor Ort gewesen.

Die Kundgebung verlief zunächst friedlich. Einige Teilnehmer zündeten Knallpetarden. In der Innenstadt gingen später mehrere Schaufensterscheiben gingen zu Bruch, darunter auch bei der «Neuen Zürcher Zeitung». Entlang der Route kam es zu Schmierereien. Etwa um 22 Uhr setzte die Polizei auf dem Limmatquai beim Rathaus Tränengas und Gummischrot ein.

Sachbeschädigungen in Bern

In der Innenstadt von Bern haben schätzungsweise 500 Personen eine Kundgebung durchgeführt. Die teilweise vermummten Personen versammelten sich gegen 18 Uhr bei der Heiliggeistkirche in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs und blockierten den öffentlichen Verkehr. Sie entzündeten Fackeln und brannten pyrotechnische Gegenstände ab. Während der Kundgebung skandierten sie Parolen gegen die SVP. Die Teilnehmenden trugen Transparente mit Aufschriften wie «Fascho-Staat zerstören» und «Mut und Solidarität statt Blut und Boden».

Gegen Ende der Kundgebung kam es zu Sachbeschädigungen. Ein «Kommando Nie wieder SVP» bekannte sich per E-mail zu Beschädigungen am SVP-Büro in der Länggasse. «Wäre das Büro nicht im Parterre eines mehrstöckigen Wohnhauses untergebracht, hätten wir es runtergebrannt», behaupten die Aktivisten. Das Schreiben endet in schrillem Ton: «Nieder mit der Faschisto-Demokratie! Die Schweiz muss sterben, damit wir leben können!»

In der Berner Marktgasse kletterte ein Kundgebungsteilnehmer eine Fassade hinauf und zerstörte mit einer Fackel eine Schweizerfahne. Einzelne Vermummte schlugen die Eingangstüre zu einem Hotel und die Scheibe der Berner Niederlassung einer Grossbank ein. Viele Kundgebungsteilnehmer quittierten diese Gewalt mit Buhrufen. Vor dem Bundeshaus postierte Polizisten wurden laut Polizeimeldung vereinzelt mit Flaschen und Schneebällen beworfen.

Um 19.30 Uhr ging die Polizei, die mit einem ziemlich grossen Aufgebot präsent war, auf der Schützenmatte gegen den harten Kern der Demonstranten vor, worauf sich diese ins alternative Kulturzentrum Reitschule zurückzogen. Die Polizei nahm laut Mitteilung eine Person vorübergehend fest. Der Sicherheitsdirektor der Stadt Bern, Gemeinderat Reto Nause, sagte vor Ort, die Behörden hätten mit einem solchen Szenario gerechnet. Die Polizei sei vorbereitet gewesen.

In Luzern demonstrierten nach Angaben eines Augenzeugen um die 250 Personen friedlich gegen das Abstimmungsresultat. Die Teilnehmenden seien aus allen Altersgruppen gekommen. Die «Brass Band del Ecuador» spielte Musik.

In Basel war für Sonntagabend ebenfalls zu einer Kundgebung aufgerufen worden.

«Stinkende» SVP-Plakate

In Lausanne gingen am Sonntagnachmittag rund 100 junge Leute aus der linken Anti-SVP-Szene auf die Strasse, um gegen die Annahme der Ausschaffungsinitiative zu protestieren. Die bürgerlichen Parteien hätten im Vorfeld der Abstimmung kaum Präsenz gezeigt und das Feld den «stinkenden» Plakaten der SVP überlassen. Auf Spruchbändern standen Slogans wie «Wir sind alle kriminelle Ausländer» oder «Die Schafe stimmen SVP». (mdr/fum/sda)

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