60 Verdachtsfälle in der Schweiz

Aktualisiert

Sexueller Missbrauch in der Kirche60 Verdachtsfälle in der Schweiz

Nach den Missbrauchs-Skandalen in Deutschland und Irland wird nun auch bekannt, wie häufig es in der Schweiz zu sexuellen Übergriffen in der katholischen Kirche kommt. Allein in den letzten 15 Jahren wurden 60 Meldungen von sexuellem Missbrauch untersucht.

Der jüngste Fall kommt aus dem Bistum Chur: «In einer koordinierten Aktion haben das Bistum und das Opfer bei der Staatsanwaltschaft Anzeige gegen eine Person eingereicht», bestätigt Domherr Christoph Casetti» der Zeitung «Sonntag».

Dem Mitarbeiter der katholischen Kirche wird vorgeworfen, eine Frau sexuell belästigt zu haben. Derzeit prüft die Staatsanwaltschaft Graubünden nach Angaben des zuständigen Untersuchungsrichters Albert Largadièr, ob ein Verfahren eröffnet wird.

In zwei weiteren Fällen prüft das Bistum Chur, ob sie weitere Anzeigen einreichen wollen. Das Fachgremium «Sexuelle Übergriffe in der Pastoral» der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) wurde in neun Fällen tätig.

Aus einer entsprechenden Aufstellung geht hervor, dass acht Mal Priester die Täter waren, ein Mal verging sich eine Lehrerin an einem Schüler. In einem weiteren Fall lud sich ein Kirchenmann Kinderpornographie aus dem Internet herunter. Die Opfer sind nach Angaben der SBK drei Mädchen, zwei heranwachsende Frauen, zwei erwachsene Frauen, ein Schüler und ein heranwachsender Junge.

Der Abt des Klosters Einsiedeln, Martin Werlen, verurteilt die Taten im Interview mit dem «Sonntag»: «Sexuelle Übergriffe sind eine massive Verletzung der Würde eines Menschen. Sie stehen der christlichen Botschaft diametral entgegen.» Der Abt sieht Handlungsbedarf: «Opfer sollen unkompliziert Zugang zu den zuständigen Instanzen finden. Diesbezüglich müssen wir noch viel Arbeit leisten.»

Deutsche Bischöfe tagen in Freiburg i.br.

Unter dem Eindruck der jüngsten Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche beginnt am Montag (18.30 Uhr) die Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz. Der Vorsitzende Erzbischof Robert Zollitsch hat eine Erklärung zu den Fällen angekündigt.

Weitere Themen der Beratungen sind die «alternde Gesellschaft als Herausforderung für die Kirche», der Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr, Fragen der Berufungspastoral und eine Bestandsaufnahme zur Haiti-Hilfe.

Zur Vollversammlung, die bis Donnerstag dauert, werden 65 Kardinäle, Erzbischöfe, Bischöfe, Weihbischöfe und andere Titularbischöfe erwartet. Die Kardinäle Karl Lehmann (Mainz) und Joachim Meisner (Köln) sind verhindert. (AP)

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