Massenhaftes Tiersterben – auf der ganzen Welt

Aktualisiert

Immer unerklärlicherMassenhaftes Tiersterben – auf der ganzen Welt

Vögel fallen vom Himmel, Fische treiben im Wasser: Das mysteriöse Tiersterben ist nicht mehr nur auf die USA beschränkt. Die Erklärungen sind teils absurd.

Karin Leuthold
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Karin Leuthold

Das Massensterben in der Tierwelt geht weiter: Nach dem mysteriösen Tod von mehreren hunderttausend Vögeln und Fischen in Arkansas und von 500 Vögeln in Point Coupee, Louisianna, sind vier weitere Fälle bekannt geworden. Im US-Bundesstaat Maryland, in Brasilien und in Neuseeland sind tote Fische aufgetaucht. Die schwedische Zeitung «Aftonbladet» meldet den mysteriösen Fund von etwa 1000 toter Dohlen in der rund 150 km nordöstlich von Göteborg gelegenen Stadt Falköping.

Die jüngste Entdeckung in Schweden macht das Massensterben immer geheimnisvoller. Ein Vogelexperte vermutete gegenüber der schwedischen Nachrichtenagentur, die üblicherweise in grossen Gruppen übernachtenden Dohlen seien wohl gleichzeitig aufgeschreckt worden und dann ziellos herumfliegend mit verschiedenen Hindernissen kollidiert. Der Ornithologe Anders Wirdheim erklärte, dass es sich sowohl in Schweden als auch bei den in den USA beobachteten Fällen von Vögelmassensterben jeweils um Arten gehandelt habe, die gemeinsam und in grossen Gruppen übernachten.

Ursache ist unklar, Theorien gibt es viele

Wie die Zeitung «The Advocate» meldet, sind bei Chesapeake Bay mehrere tausend tote Fische angeschwemmt worden: «Wir haben junge Menhaden und Barsche gefunden», sagt Dawn Stoltzfus vom Umweltdepartement Maryland. Die brasilianische Zeitung «Parana Online» meldet, dass 100 Tonnen toter Sardellen an den Stränden von Paranagua angespült wurden. Auch in Neuseeland sollen laut einem Bericht des «New Zealand Herald», bei Little Bay und Waikawau Bay Hunderte toter Snapper gefunden worden sein.

Das Massensterben mobilisiert viele Verschwörungstheoretiker. Während die Behörden niemandem «absichtliche Aktionen» unterstellen, weil bislang keine Giftspuren bei den Tieren gefunden worden sind, häufen sich die Vermutungen der Internetgemeinde: sie sind zwischen einigermassen plausibel und absolut haarsträubend zu bezeichnen.

So wird behauptet, die US-Regierung habe in der Silvesternacht eine neue biologische Waffe getestet. Die mutigsten der Verschwörer sprechen gar von einem akustischen Hochfrequenzarsenal. Andere versteigen sich in die These, dass die Vögel ihre Orientierung verloren haben, nachdem sich das elektromagnetische Feld der Erde verschoben hat.

Es passiert öfter, als man meint

Wissenschaftler reagieren mit einem Lächeln, wenn sie mit solchen Szenarien konfrontiert werden. Eine klare Begründung für das Massensterben haben sie aber auch nicht. Die Theorie Knallkörper und Böller hätten die Vögel aufgeschreckt, lässt sich jedenfalls nicht halten. Eine mögliche Erklärung für die gehäuften Todesfälle könnten die eisigen Temperaturen sein: Durch den sehr kalten Winter in Nordamerika und Europa und dem damit einhergehenden Mangel an Nahrung seien die Tiere zusätzlich geschwächt. Dies erhöhe die Wahrscheinlichkeit, dass verschreckte Vögel massenhaft gegen Hindernisse prallten und zu Tode stürzten, sagt der schwedische Vogelkundler Wirdheim.

Auch in den USA will man auf die Verschwörungstheorien nicht eingehen. Richard Gibbons, vom Vogel- Konservierungscenter in Louisiana, schüttelt den Kopf. «Massensterben sind nicht so ungewöhnlich», meint er. Er glaubt, dass dies öfters stattfinde, allerdings auf abgelegenen Feldern und deshalb unbeachtet bleibe.

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