«Gestandene Männer, die kein Füdli haben»

Aktualisiert

SVP-Rickli wütend«Gestandene Männer, die kein Füdli haben»

Noch selten hat eine Wahl ins Fraktionspräsidium der SVP so hohe Wellen geschlagen wie die von Natalie Rickli. Ausgebootet, dann doch gewählt, sie selber aber «megamässig sauer». Nun bricht sie ihr Schweigen.

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«Es gibt eine Version und das ist die, die ich erzähle.» Natalie Rickli spricht erstmals über ihre Chaoswahl ins Fraktionspräsidium der SVP. (Bild: Screenshot Tele Züri)

«Es gibt eine Version und das ist die, die ich erzähle.» Natalie Rickli spricht erstmals über ihre Chaoswahl ins Fraktionspräsidium der SVP. (Bild: Screenshot Tele Züri)

Die einen bezeichnen sie schwärmerisch als «blonden Engel». Für andere ist sie bloss ein «Zickli». Nationalrätin Natalie Rickli sorgt innerhalb der SVP für ein gehässiges Klima. «Wer hoch steigt, kann auch tief fallen», bemerkte sie dazu auf Tele Züri.

Vor einer guten Woche wurde die 35-Jährige zur Vizefraktionspräsidentin der Partei gewählt. Tage später wird bekannt: Die Wahl kommt offenbar erst nach einem wilden verbalen Schlagabtausch zustande. Viele SVP-Parlamentarier wollen die junge Frau nicht im Fraktionspräsidium. Sie gilt als Günstling von Übervater Christoph Blocher.

Verschmäht und doch im Amt

Blocher soll sich nach der Nichtwahl gemeinsam mit dem Zürcher Nationalratskollegen Christoph Mörgeli auch mit Vehemenz dafür eingesetzt haben, dass Rickli doch noch als eine von vier Personen in den Fraktionsvorstand gewählt wird. Das Duo soll laut anonymen SVP-Vertretern gar gefordert haben, ausnahmsweise fünf Vizepräsidenten zu wählen, was abgelehnt wurde. Der ursprünglich gewählte Schwyzer Ständerat Alex Kuprecht verzichtete nach dem Tohuwabohu auf seine Wahl und machte den Weg für Rickli frei.

«Megamässig sauer» zeigte sich diese in einem Facebook-Eintrag, dass die «Basler Zeitung» die Chaoswahl publik gemacht hatte. Rickli nervte sich besonders darüber, dass Informationen aus dem Machtzirkel der SVP den Weg an die Presse fanden. «Wie krank muss ein Fraktionskollege sein, der erstens Interna verbreitet und zweitens Unwahrheiten?», fragte eine wütende Rickli weiter.

Nicht auf Kritik vorbereitet

«Ich habe mich mittlerweile etwas beruhigt», sagte Rickli nun am Montagabend in der Sendung «Talk Täglich» von Tele Züri. Mimik und Körpersprache sagten etwas anderes. Die 35-Jährige wirkte immer noch säuerlich, als sie auf die anonymen Parteikollegen angesprochen wurde. «Das sind gestandene, erwachsene Männer, die kein ‹Füdli› haben, um hinzustehen, wenn sie etwas zu sagen haben», schimpfte Rickli. «Die Anonymen schaden doch der eigenen Partei. Was hat das jetzt alles gebracht?»

Es war der SVP-Nationalrätin mit dem besten Resultat bei den Wahlen im Oktober anzumerken, dass sie bis zur Nichtwahl kaum mit interner Kritik gerechnet hatte. Sie habe bis dahin nie Neid gespürt, gab sie zu. Wer sie anonym angeschwärzt hat, wisse sie nicht. «Es wird viel geredet», meinte sie nach einer kurzen Bedenkpause bloss, als sie der glänzend aufgelegte Talker Markus Gilli fragte, ob sie eine Vermutung habe. «Aber es sind sicher nur ganz wenige.»

Nun doch fünf Vizepräsidenten

Rickli sprach auch über ihre umstrittene Wahl: «Es gibt eine Version und das ist die, die ich erzähle», betonte sie. «Man könnte aufgrund der Medienberichte glauben, dass Blocher und Mörgeli irgendein Ding gedreht haben. Aber das ist nicht so.» Alex Kuprecht habe seine Wahl zurückgezogen und «weil mich so viele Leute bekniet haben, es zu tun», habe sie die Wahl angenommen.

Trotz der Querelen und der teilweisen Ablehnung innerhalb der Partei will Natalie Rickli dieser nicht den Rücken kehren. «Die SVP ist meine politische Heimat», stellt sie klar. Sie sei von der Partei überzeugt. Nun sei es aber wichtig, künftig wieder als geschlossene Einheit aufzutreten.

Zu dieser soll auch Kuprecht gehören. Der Schwyzer Ständerat soll an der nächsten Fraktionssitzung als fünftes Mitglied in das Präsidium aufgenommen werden. Weil es dazu eine Statutenänderung benötige, habe man dies nicht gleich am Tag der Wahl machen können, führte Rickli aus. Fraglich ist, ob Kuprecht das Amt nach dem Gezeter überhaupt noch annehmen will.

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