Fascho-Popper: Zynischer Konzertplan vereitelt
Der neofaschistische kroatische Sänger Marko «Thompson» Perkovic will ein Konzert in Lengnau geben. Zynisch: Die Gemeinden Lengnau und Endingen waren lange die einzigen Schweizer Gemeinden, in denen sich Juden niederlassen durften.
Marko «Thompson» Perkovic versucht erneut in der Schweiz aufzutreten. Dies, nachdem mehrere Konzerte des Anhängers des nazi-freundlichen Ustasha-Regimes im zweiten Weltkrieg (siehe Infobox) verboten worden sind, darunter auch eines Anfang März im zürcherischen Dietikon (20 Minuten Online berichete). Dies, weil die Antirassismus-Kommission wiederholt auf die rassistischen Inhalte von Perkovics Liedgut aufmerksam gemacht hatte und es bei einem Konzert in Luzern letztes Jahr zu mehreren Schlägereien gekommen war.
Besonders zynisch: Als neuen Veranstaltungsort haben sich Veranstalter die Gemeinde Lengnau im Aargau ausgesucht. Diese war bis 1866 neben dem benachbarten Endingen die einzige Gemeinde, in der sich Juden niederlassen durften. Die jüdische Geschichte hat das Dorf geprägt. Die älteste Synagoge der Schweiz steht in Lengnau, ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung ist jüdischer Abstammung. Die Veranstalter versicherten gegenüber 20 Minuten Online, die Wahl des Veranstaltungsortes habe mit der Geschichte des Ortes nichts zu tun.
Dennoch war Gemeindeschreiber Anselm Rohner schockiert, als er heute Morgen von den Konzertplänen Perkovics erfuhr. Dieser hätte am Samstag im Sportzentrum auftreten sollen, eine Bewilligung für den Anlass lag vor. «Der Gemeinderat wird die Bewilligung sofort aufheben», sagt Rohner auf Anfrage von 20 Minuten Online. «Die Inhalte der Darbietungen Perkovics verstossen gegen das Anti-Rassismus-Gesetz. Ausserdem sehen wir die öffentliche Sicherheit gefährdet», sagt Rohner.
Dass Perkovic und seinem Veranstalter J. S. eine Bewilligung erteilt worden ist, erklärt Rohner mit der kurzfristigen Eingabe des Gesuchs: «Normalerweise haben wir für derartige Anlässe eine Vorlaufzeit von mehreren Monaten, um die Inhalte der Veranstaltungen zu prüfen. Dafür blieb in diesem Fall keine Zeit.»
Heute Abend tritt Perkovic in Stuttgart auf. Dortige Proteste gegen den Sänger haben nichts genützt.
Ustascha-Regime und -miliz
Die Ustascha war eine radikale Organisation kroatischer Nationalisten, die seit 1929 von Italien und Ungarn aus für ein unabhängiges Kroatien kämpfte. Im zweiten Weltkrieg übernahm die Ustascha unter Führer Ante Pavelic in Kroatien die Macht und richtete in Jasenovac ein Konzentrationslager zur Vernichtung von Juden, Muslimen und Serben ein.