60 Prozent der Dignitas-Kunden sind Deutsche

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60 Prozent der Dignitas-Kunden sind Deutsche

Im vergangenen Jahr sind 195 Menschen mit Hilfe der Schweizer Organisation Dignitas aus dem Leben geschieden. Der Grossteil der Dignitas-Kunden kommt aus Deutschland.

120 Deutsche haben sich mit Unterstützung der Sterbehilfe-Organisation das Leben genommen, wie der Generalsekretär und Gründer der Sterbehilfeorganisation, Ludwig Minelli, heute in Hamburg sagte. Die Zahl der deutschen Kunden stieg damit im Vorjahresvergleich um 43 an. Der Anteil der Deutschen Dignitas-Kunden liegt damit bei rund 60 Prozent.

Insgesamt schieden im vergangenen Jahr 195 Menschen mit Hilfe von Dignitas aus dem Leben. Allerdings erwäge nur ein kleiner Teil derjenigen, die sich bei der Organisation informierten, ernsthaft den Suizid: «Rund 70 Prozent der Menschen, die sich bei uns melden, kann von einem Arzt geholfen werden.»

In den vergangenen Wochen war Dignitas zum wiederholten Mal in die Kritik geraten. Dabei ging es um den Fall einer 43-jährigen krebskranken Deutschen, die zum Freitod nach Zürich gereist war. Schweizer und deutsche Medien hatten berichtet, die Frau habe nach Einnahme des von der Sterbehilfeorganisation besorgten Giftes, das in Deutschland nicht zugelassen ist, einen langen Todeskampf erlitten und «Ich verbrenne» geschrien. Minelli wies dies vehement zurück: Die Frau habe nicht gelitten, sondern lediglich von einem bitteren Geschmack gesprochen. Sie sei kurz nach der Einnahme eingeschlafen.

Andere Darstellungen seien eine Erfindung, betonte der Dignitas-Gründer. Man habe Zeugen, die den Darstellungen über Todesqualen widersprächen. Es gebe offenbar «eine Kampagne» gegen Dignitas, um der Organisation zu schaden. Zugleich wies er Vorwürfe zurück, Dignitas wolle sich durch ihre Arbeit bereichern.

Aktive Sterbehilfe ist in Deutschland verboten. Dennoch hat Dignitas 2005 den Verein «Dignitas - Menschenwürdig leben, menschenwürdig sterben e.V.» mit Sitz in Hannover gegründet, der derzeit 886 Mitglieder zählt. Seit der Gründung hätten 86 der deutschen Mitglieder ihr Leben mit Hilfe von Dignitas-Schweiz in Zürich beendet, erklärte Minelli. Er kritisierte die ablehnende Haltung der Politik zur Sterbehilfe: Die deutschen Politiker liessen sich bevormunden und verweigerten sich dem Thema aus Angst vor Kritik aus den Kirchen. (dapd)

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