LinksrutschJuso diktierte der Mutterpartei den Kurs
Die Juso triumphiert: Sie hat am SP-Parteitag den strammen Linkskurs durchgesetzt – und den pragmatischen Flügel verärgert.

Wermuth (M.) zeigt Fehr und Levrat, wo es langgeht – nach links. (Bild: keystone)
Die Überwindung des Kapitalismus, die Armee-Abschaffung oder das doppelte Nein zur Ausschaffungsinitiative und dem Gegenvorschlag: Die Juso hat sich im neuen SP-Parteiprogramm in sämtlichen Schlüsselfragen durchgesetzt. Ihre radikalere Linie ist innerhalb der Partei sogar so stark geworden, dass der pragmatische Parteivertreter Hans-Jürg Fehr am Rednerpult von einigen Genossen ausgebuht wurde.
Kopf der Juso ist Cédric Wermuth. Unter seiner Ägide hat die Juso ihre Mitgliederzahl mit 2500 innert zwei Jahren beinahe verdoppelt. «Er ist mediengewandt und kennt keine Tabus. Unter ihm hat es die Juso geschafft, die SP bei heiklen Themen wie dem Militär zu einer klaren Stellungnahme zu zwingen», sagt Politologe Georg Lutz. Wermuth selbst will den Erfolg zwar nicht auf sich münzen: «Ich bin nur die PR-Abteilung, die politische Arbeit macht ein ganzes Team.» Doch sein Stil kommt bei der Mutterpartei an: Diese kopiert neuerdings sogar die Juso-Plakate.
Zudem hat sie die ideologische Ausrichtung der Juso übernommen: Statt mit einen Ja zum Gegenvorschlag die Annahme der SVP-Ausschaffungsinitiative zu verhindern, sagt sie Nein. Die Folge: Genossen wie Daniel Jositsch, Andy Tschuemperlin oder Anita Fetz gründen Ende Woche ein SP-Komitee, dass für ein Ja zum Gegenvorschlag weibelt. Stellt die Juso die SP also vor eine Zerreissprobe? Jositsch wiegelt ab: «Dass wir in einer Frage verschiedene Ansichten haben, heisst noch lange nicht, dass wir grundsätzliche Differenzen hätten.»

Auch in der politischen Kommunikation gibt die Juso der Mutterpartei den neuen Stil vor: Beide werben mit den aus ihrer Sicht «grössten Abzockern» Novartis-Präsident Daniel Vasella, Credit-Suisse-CEO Brady Dougan und UBS-Chef Oswald Grübel.
Die Plakate sind rechtlich heikel: «Das ist ein Missbrauch am Recht auf das eigene Bild», so Medienrechtsexperte Franz A. Zölch. Die Topmanager könnten Klage gegen die Juso einreichen. «Raten würde ich ihnen dies nicht. Damit würden sie der Juso nur zu noch mehr Aufmerksamkeit verhelfen.» Die UBS, CS und Novartis wollten gestern keine Stellung nehmen.