Ausschreitungen in Zürich«Ich zweifle an einer friedlichen Absicht»
Die illegale Party beim Zürcher Bellevue endete in der Nacht auf Sonntag mit heftigen Tumulten. Der Polizei wird unverhältnismässige Gewalt vorgeworfen. Polizeivorsteher Leupi nimmt Stellung.
Was sagen Sie zu den Ausschreitungen am Bellevue und was bedeuten sie für die Stadt Zürich?
Daniel Leupi: Ich bedaure, dass einige Leute Gewalt suchen und den sicherheitsbedingten Anordnungen der Polizei nicht Folge leisten. Wer dann Container anzündet und Scheiben einwirft, hat wohl kaum vor, eine Party zu machen. Sie diskreditieren sich selber und machen schlechte Werbung für die meist friedliche Stimmung in der Ausgeh- und Party-Szene.
Wie kann es sein, dass eine ursprünglich friedliche Party mit solch heftigen Ausschreitungen endet?
Da müssen Sie schon diejenigen Fragen, die die Ausschreitungen angezettelt haben. Ich zweifle allerdings an einer friedlichen Absicht von denjenigen Leuten, die auf dem Bellevue eine unbewilligte Party mit hunderten von Menschen veranstalten. Partys in dieser Grössenordnung sind aufgrund ihrer Auswirkungen - zum Beispiel auf hunderte von Tram- und Buspassagieren - nun einmal bewilligungspflichtig. Und wenn eine solche Party gefährlich wird, muss die Polizei von Amts wegen eingreifen.
Laut verschiedenen Augenzeugen, sei die Polizei gestern Abend durch die Ausschreitungen überfordert gewesen und überrascht worden. Hat die Polizei den Einsatz unterschätzt?
Dazu kann ich zum jetzigen Zeitpunkt keine Stellung nehmen. Dazu will ich die polizeiinterne Auswertung der Ereignisse abwarten. Generell ist zu sagen, dass die Polizei unmöglich jederzeit und überall auf jedes denkbare Ereignis vorbereitet sein kann. Das wäre nicht bezahlbar und würde letztlich zu einem Polizeistaat führen, den niemand wollen kann.
Die Initianten sagen, sie wollten sich mit dieser Party dafür rächen, dass die Polizei einige ihrer Partys zuvor gestürmt hatte. Was sehen Sie als Motiv dieser «Racheparty»?
Davon halte ich nun wirklich gar nichts. Es zeugt von einem sehr fragwürdigen Rechts- und Demokratieverständnis, wenn jemand sich für etwas rächen will, das grundsätzlich nicht erlaubt ist.
Erst vor kurzer Zeit ist es in London zu schweren Ausschreitung zwischen der Polizei und hunderten Menschen gekommen. Wie erklären Sie sich diese zunehmende Rebellion gegen die Polizei?
Ein Vergleich mit London scheint mir absurd. Die Ereignisse vom Samstag Abend sind mit jenen in London in keiner Art zu vergleichen. Eine «zunehmende Rebellion gegen die Polizei» ist eine Übertreibung Ihrerseits. Dass ein Teil des - oft stark alkoholisierten - Partyvolks glaubt, polizeiliche Anordnungen gelte für sie nicht, beobachtet die Polizei schon länger.
Bei Schutz und Rettung Zürich spricht man von einem «neuen Phänomen», dass neben Polizisten und Sanitätern, neu auch Feuerwehrmänner angegriffen werden. Was sagen Sie zu diesem neuen Phänomen und welche Massnahmen sind nun zu treffen?
Dass Feuerwehrleute angegriffen werden ist leider tatsächlich ein neues und bisher einmaliges Phänomen, das in keiner Weise zu tolerieren ist – eben so wenig wie Angriffe auf Rettungssanitäter, was leider immer wieder geschieht. Das Attackieren von Polizisten gehört etwa am 1. Mai oder bei gewissen Fussballspielen leider schon fast zum unschönen Alltag. Die Polizei setzt alles daran, die Verursacher solcher Übergriffe zu ermitteln und der Staatsanwaltschaft zuzuführen. Sie werden aber verstehen, dass ich die einzelnen Massnahmen hier nicht ausbreite.