VerhaftetDie Polizei, dein Freund und Dealer
Ein Polizist auf Abwegen: Der Chef der Regionalpolizei Zofingen AG soll im grossen Stil mit Drogen gehandelt haben. Er wurde in U-Haft gesetzt. Seine Dealerkarriere begann er schon vor Dienstantritt.
Vor einem guten Jahr erst wurde Mathias M. vom Zofinger Stadtrat zum neuen Chef der Regionalpolizei gewählt. Was niemand wusste: Der aus Frauenfeld stammende M. handelte bereits zu diesem Zeitpunkt mit Drogen. Dies bestätigte Ueli Bruder vom Bezirksamt Lenzburg gegenüber 20 Minuten Online. Dem 36-jährigen Polizeichef wird vorgeworfen, mit einer grösseren Menge synthetischer Drogen gehandelt zu haben.
Bei einer Hausdurchsuchung konnten noch kleinere Mengen Metamphetamin, sogenanntes «Crystal», Ecstasy und Ketamin, ein Tiernarkosemittel, sichergestellt werden. Metamphetamin ist in der Szene als «Thai-Pillen» bekannt. Mit welchen Mengen Drogen M. gedealt hatte, konnte Bruder noch nicht sagen. Bestätigen konnte Bruder hingegen, dass der Polizeichef die Drogen selber auch konsumierte.
Ex-Polizist sagte gegen Polizeichef aus
Auf die Spur kamen die Ermittler dem 36-Jährigen, nachdem sie einen 33-Jährigen ehemaligen Polizisten der Regionalpolizei Lenzburg einvernommen hatten. Dieser ging der Polizei als Drogenkonsument ins Netz. Er wurde nicht verhaftet, seine Aussagen führten jedoch zum dealenden Polizeichef.
Dieser wurde gestern in Untersuchungshaft gesteckt. Gestern fand auch die erste Einvernahme statt. Wie viele Personen M. mit Drogen versorgte, ist zunächst nicht klar. «Es gibt diesbezüglich noch keine Anhaltspunkte», sagt Bruder. Weitere Ermittlungen seien nötig.
Stadt Zofingen stellt M. frei
Die Stadt Zofingen reagierte postwendend auf die Vorwürfe. Der zuständige Stadtrat Herbert H. Scholl stellte den Chef der Zofinger Regionalpolizei mit sofortiger Wirkung frei. Die Leitung der Polizei wird bis auf weiteres dem Stellvertreter Stefan Wettstein übertragen.
Es ist nicht der erste abrupte Abgang eines Polizeichefs in der Stadt Zofingen. Ende Januar 2008 musste der Vorgänger des Verdächtigten seinen Posten mit sofortiger Wirkung räumen. Der Stadtrat hatte die Kündigung mit unterschiedlichen Auffassungen über die Führung der Regionalpolizei begründet.