Patienten misshandelt - Pfleger verhaftet

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Seuzach ZHPatienten misshandelt - Pfleger verhaftet

Im Kanton Zürich ist eine weitere Strafuntersuchung wegen Übergriffen in einem Altersheim eröffnet worden. Ein 20-jähriger Pfleger des Alterszentrums «Im Geeren» in Seuzach steht im Verdacht, eine Patientin genötigt und eine andere verletzt zu haben. Die Gesundheitsdirektorenkonferenz will sich nun dem Thema annehmen.

Wie die Staatsanwaltschaft Winterthur-Unterland am Montag mitteilte, hat sie gegen den Pfleger eine Strafuntersuchung wegen Nötigung und Körperverletzung eröffnet. Der Pflegeangestellte wird beschuldigt, er habe am 11. Januar einer dementen Patientin trotz Gegenwehr zur Beruhigung Baldrian in den Mund eingeflösst. Zudem soll er in der Nacht vom 15. auf den 16. Januar eine andere Patientin gepackt und geschüttelt haben, so dass sie Hämatome und Hautrisse am Arm erlitt, wie die Staatsanwaltschaft schreibt. Angehörige der Patientinnen sowie Mitarbeitende des Heims informierten die Heimleitung, worauf diese am 22. Januar Anzeige bei der Kantonspolizei Zürich erstattete. Der Pfleger wurde per sofort freigestellt.

Am vergangenen Dienstag wurde er vorübergehend festgenommen und verhört. Laut der Staatsanwaltschaft ist er weitgehend geständig. Die Gründe für sein Tun sind Gegenstand der laufenden Untersuchung, wie es heisst. Im Vordergrund stehe aber Überforderung als Motiv. Hinweise auf weitere ähnlich gelagerte Vorfälle im Alterszentrum lägen nicht vor.

Bereits letzte Woche wurden in der Stadt Zürich Übergriffe auf betagte Pflegebedürftige bekannt. Die Staatsanwalt des Kantons Zürich hatte gestützt auf eine Anzeige ein Strafverfahren gegen fünf Mitarbeitende des Pflegeheims Entlisberg eröffnet. Dort sollen drei Pflegerinnen Handyaufnahmen von betagten Personen in entwürdigenden Situationen gemacht haben. Die beiden anderen Angeschuldigten werden des Diebstahls und der Körperverletzung verdächtigt.

Aufgrund der Strafverfahren will nun auch der Vorstand der Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK) das Thema Übergriffe in der Altenpflege an einer Sitzung am 19. März diskutieren, wie der stellvertretende GDK-Zentralsektretär Michael Jordi auf Anfrage sagte. Ob danach auch Empfehlungen zuhanden der Kantone ergehen, sei noch nicht klar. Pierre-Yves Maillard, Präsident der GDK und Waadtländer Gesundheitsdirektor, hatte sich in der Sonntagspresse für mehr Kontrollen in den Heimen durch Inspektoren der Kantone ausgesprochen.

Für Kurt Meier, Direktor Pflegezentren der Stadt Zürich, hätten mehr Kontrollen aber Vorfälle wie den Handyfilm in Entlisberg kaum verhindert. Pflegende, die solche entwürdigenden Übergriffe begingen, hätten eine verwerfliche Haltung zu Menschen und Beruf. «Mit Kontrollen können Haltungsfragen nicht überprüft werden», sagte Meier.

(dapd)

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