Mordfall Susanna F.«Das sind wir der Mutter des toten Kindes schuldig»
Der Mord an dem Mädchen Susanna heizt die Debatte um kriminelle Flüchtlinge an. Derweil ist der Tatverdächtige wieder in Deutschland.
Der im Nordirak gefasste Verdächtige im Mordfall der 14-jährigen Susanna, Ali B., ist wieder in Deutschland. Eine Lufthansa-Maschine aus dem irakischen Erbil landete am Samstagabend in Frankfurt am Main.
B. war in der Nacht zum Freitag im Nordirak von kurdischen Sicherheitsbehörden festgenommen worden. Er wird verdächtigt, Susanna aus Mainz vergewaltigt und getötet zu haben. Das Mädchen war vor mehr als zwei Wochen als vermisst gemeldet worden und am Mittwoch in Wiesbaden tot aufgefunden worden.
Die Wiesbadener Staatsanwaltschaft und das Polizeipräsidium Westhessen teilten mit, B. sei gegen 20.55 Uhr von der Bundespolizei an die Landespolizei Hessen übergeben worden. Anschliessend sei er mit einem Polizeihubschrauber zum Polizeipräsidium in Wiesbaden geflogen worden. Dort befinde er sich in Gewahrsam. Die Ermittlungen dauern demnach weiterhin an.
«In letzter Sekunde» gefasst
Die Bundespolizei teilte mit, B. sei unmittelbar nach der Ankunft in Deutschland von der Bundespolizei festgenommen und an Kräfte des Sondereinsatzkommandos (SEK) Hessen übergeben worden.
An Bord der Lufthansa-Maschine aus Erbil war laut Medienberichten auch der Chef der Bundespolizei, Dieter Romann, persönlich. Gegenüber der Zeitung «Bild» erklärte dieser, der Täter sei «in letzter Sekunde» festgenommen worden. Er habe vorgehabt, sich in ein Nachbarland des Irak abzusetzen.
Polizeichef Romann sagte weiter: «Diesen aussergewöhnlichen Einsatz der Bundespolizei in vertrauensvoller Zusammenarbeit mit den kurdischen Sicherheitsbehörden sind wir auch der Mutter des toten Kindes schuldig.»
Umstände noch ungeklärt
Die genauen Umstände des Verbrechens sind noch ungeklärt, doch in Deutschland schlägt der Fall Susanna hohe Wellen. Die «Bild»-Zeitung fordert in einem Kommentar, die Bundesregierung müsse die Familie von Susanna um Verzeihung bitten. Am Samstag meldet sich Kanzlerin Angela Merkel von Kanada aus zu Wort und spricht von einem «abscheulichen Mord», der entschieden geahndet werden müsse.
Die Umstände des Falls spielen den Flüchtlingsgegnern in die Hände: Ein irakischer Flüchtling, der in Deutschland vergeblich Asyl beantragt. Der mit Rechtsmitteln seine Abschiebung verhindert. Der mehrfach wegen Pöbeleien und Prügeleien mit der Polizei aneinandergerät. Dessen Name gar in Zusammenhang mit der Vergewaltigung eines elfjährigen Mädchens genannt wird. Und der dann in einer Nacht-und-Nebel-Aktion mit seiner ganzen Familie – allem Anschein nach problemlos – unter falschen Namen wieder in seine Heimat flüchtet.
Die entscheidenden Hinweise in dem Fall gibt den Beamten ein 13-Jähriger Junge. Er nennt den Polizisten den möglichen Tatort - und Ali B. als möglichen Täter. Er ist ein Flüchtling aus Afghanistan. (jdr/sda/afp)