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Paranoide Amis«Antichrist» Obama und die Neue Weltordnung

Eine Umfrage beleuchtet die Paranoia der US-Amerikaner. Sie sind empfänglich für politische Verschwörungstheorien. Dagegen glauben nur wenige, dass die Mondlandung inszeniert war.

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Eine Fernsehserie des amerikanischen «History Channel» über die Bibel sorgte kürzlich für Aufsehen. Der darin auftretende Teufel habe die Gestalt von Präsident Barack Obama, kolportierten vorab rechte Kreise um den Krawall-Moderator Glenn Beck. Obama, der Antichrist? Nicht wenige Amerikaner sind davon überzeugt, genauer gesagt 13 Prozent. Gleich viele sind sich bei dieser Frage «nicht sicher». Rund ein Viertel der amerikanischen Bevölkerung schliesst folglich nicht aus, dass ihr Staatsoberhaupt der Gottseibeiuns ist.

Dies geht aus einer Umfrage von Public Policy Polling hervor, die Ende März bei 1247 registrierten amerikanischen Wählern durchgeführt wurde. Das Institut aus dem Bundesstaat North Carolina steht der demokratischen Partei nahe, seine Erhebungen gelten als sehr zuverlässig. Mit seinem neusten Projekt wagte es sich in die Untiefen der amerikanischen Paranoia: Die Befragten erhielten zahlreiche populäre Verschwörungstheorien vorgelegt und mussten ihre Meinung dazu äussern. So auch zur Frage, ob Obama der Antichrist ist.

Paul McCartney ist nicht tot

Ein Fazit lässt sich ziehen: Verschwörungen mit politischem Einschlag sind populär, während «beknacktere Ideen» auf wenig Anklang stossen, wie Dean Debnam von Public Policy Polling in einer Mitteilung ausführt. Nur sieben Prozent halten die Mondlandung für eine Inszenierung. 14 Prozent glauben an die Existenz von Bigfoot, dem amerikanischen Yeti. Vier Prozent glauben, dass Reptilien in Menschengestalt die Welt kontrollieren. Selbst die Uralt-Theorie, wonach Beatle Paul McCartney 1966 bei einem Autounfall starb und durch einen Doppelgänger ersetzt wurde, taucht in der Umfrage auf. Beruhigend für Sir Paul: Nur fünf Prozent der Amerikaner halten ihn für tot.

Bei den politischen Theorien gibt es deutlich interessantere und auch beunruhigendere Ergebnisse. Zwar glauben nur elf Prozent der Amerikaner, ihre Regierung habe über die Terroranschläge vom 11. September 2001 Bescheid gewusst. Doch 28 Prozent sind nach wie vor überzeugt, dass Saddam Hussein darin verwickelt war – obwohl diese Begründung für den Irakkrieg längst widerlegt ist. 51 Prozent halten die Ermordung von Präsident John F. Kennedy für das Ergebnis einer grossen Verschwörung. Weniger als halb so viele glauben an die offizielle Version, wonach Lee Harvey Oswald als Einzeltäter gehandelt hat.

Verschwörung fremder Mächte

Besonders eindrücklich ist der Glaube der Amerikaner an eine Verschwörung finsterer Mächte. Nicht weniger als 74 Prozent halten es für möglich, dass eine geheime Elite eine Neue Weltordnung errichten will – Freimaurer, Bilderberger und andere Geheimniskrämer lassen grüssen. 37 Prozent glauben, dass die globale Erwärmung ein Schwindel ist. Doch immerhin 51 Prozent weisen diese Behauptung zurück – an sich kein schlechtes Ergebnis, bedenkt man die Heftigkeit, mit der republikanische Politiker gegen die «Klima-Lüge» polemisieren.

Bei dieser Frage zeigt sich die politische Polarisierung Amerikas besonders deutlich: 58 Prozent der Republikaner halten die globale Erwärmung für eine Verschwörung, 77 Prozent der Demokraten weisen dies zurück. Neben Alter und Geschlecht wurden die Antworten auch nach der politischen Ausrichtung der Befragten aufgeschlüsselt. Und siehe da: Sechs Prozent der Demokraten halten ihren Präsidenten für den Leibhaftigen. Was zwei mögliche Interpretationen zulässt: Idioten gibt es nicht nur bei den Republikanern. Oder Paranoia-Umfragen darf man nur bedingt ernst nehmen - wie die Verschwörungstheorien an sich.

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