GerichtsurteilFrau erhält 28'800 Euro wegen Elektro-Strahlen
Eine Französin leidet unter den Folgen elektromagnetischer Strahlung. Jetzt hat ihr ein Gericht wegen ihrer Behinderung staatliche Hilfe zugesprochen.

Symbolbild: Marine Richard lässt sich nicht fotografieren. Sie wohnt abgelegen im Südwesten Frankreichs ohne Strom und ohne Handy.
Marine Richard (39) lebt seit 2012 in einem Steinhaus in Ariège in den Bergen im Südwesten Frankreichs. Ohne Strom, Handy oder fliessendes Wasser. Hierher hat sich die Französin zurückgezogen. Denn sie leidet nach eigenen Angaben unter den Folgen elektromagnetischer Strahlung. Am Mittwoch hat ein Gericht in Toulouse ihre Elektrosensibilität als Behinderung anerkannt – ein Präzedenzfall. Das Gericht sprach ihr für die kommenden drei Jahre 800 Euro pro Monat zu. Insgesamt bekommt sie in dieser Zeit also 28'800 Euro.
Im Interview mit der Zeitung «La Dépèche» erzählt Richard von ihrer jahrelangen Qual. Die frühere Radiojournalistin aus Marseille sieht sich heute als «Umweltflüchtling». Die Symptone ihrer Krankheit seien nach und nach unerträglich geworden: «Ich spürte diesen stechenden Schmerz, als ob etwas mein Hirn durchbohren würde. Ich hatte das Gefühl, mein Kopf explodiert.»
«Präzedenzfall für tausende Menschen»
Die einzige Lösung auf ihr Problem: wegziehen. «Ich suchte über eineinhalb Jahre nach einem passenden Ort.» Jetzt fordert Richard mehr «strahlenfreie Zonen», wo sich Betroffene zurückziehen können.
Obwohl laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) der Zusammenhang zwischen den körperlichen Symptomen und der elektromagnetischen Strahlung wissenschaftlichen nicht bewiesen ist, gibt es in Frankreich rund 70'000 elektrosensible Menschen. Sie berichten von Symptomen wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Müdigkeit und Herzrasen, wenn sie in der Nähe elektrischer Geräte wie Handys, Router und Fernseher sind.
Das Gericht in Toulouse erkannte nun an, dass Richard nicht arbeiten kann, wertete ihre Elektrosensibilität aber nicht ausdrücklich als Krankheit. Dennoch sprach die Klägerin gegenüber «Le Figaro» von einem «Durchbruch». Auch ihre Anwältin Alice Terrasse sieht das so: «Das Urteil kann ein Präzedenzfall für tausende Menschen sein.»