Tod eines Pornostars«Frankenstein war Fiktion – aber Lolo, die hat existiert»
Mehr als acht Jahre nach dem mysteriösen Tod von Lolo Ferrari ist die Frage noch nicht geklärt: Woran starb die Frau mit dem grössten Busen der Welt?
Am 5. März 2000 wurde Lolo Ferrari, Tänzerin, Pornodarstellerin, Moderatorin, Sängerin und Weltrekordhalterin in Sachen Oberweite, in ihrer Wohnung in der französischen Parfumstadt Grasse tot aufgefunden. Todesursache: Unbekannt.
Auch der aktuelle Dokumentarfilm «Der Generalmanager oder How To Sell A Tit Wonder» über den Busen-Model-Manager Martin Luigi Baldauf (20 Minuten Online berichtete) bringt kein neues Licht in den Schatten, der über dem mysteriösen Tod von Lolo Ferrari hängt. Die depressive und tablettenabhängige Alkoholikerin Ferrari war karrieremässig längst auf dem absteigenden Ast, als Baldauf sie Ende der Neunzigerjahre unter Vertrag nahm. Schliesslich konnte er ihre Karriere ebenso wenig retten wie sie vor sich selbst. Oder war bei ihrem Tod gar Dritteinwirkung im Spiel?
«Alles, was natürlich ist, kann ich nicht ertragen»
Lolo Ferrari hiess noch Ève Valois, als sie am 9. Februar 1968 in Clermont-Ferrand das Licht der Welt erblickte. Mit 20 Jahren heiratete sie den 15 Jahre älteren Schrotthändler Eric Vigne. Von ihm unterstützt begann sie in den frühen 1990er-Jahren ihr Äusseres durch Schönheitsoperationen zu verändern. Laut eigenen Angaben unterzog sie sich insgesamt 22 plastischen Eingriffen und liess sich neben der Vergrösserung ihrer Brüste auf einen Weltrekordumfang von 130 Zentimetern beispielsweise auch die Lippen operieren. In einem Interview mit der französischen Zeitung «Le Soir» sprach sie davon, dass sie an sich selber nichts ertragen könne, das natürlich sei.
Für eine Frau mit einem dermassen radikal veränderten Körper war die Berufsauswahl beschränkt. Bald hatte die als Lolo Ferrari neugeborene Valois Auftritte in Softsex- und Pornofilmen. Den Durchbruch in die Mainstream-Medien schaffte sie durch ihren Auftritt bei den Filmfestspielen in Cannes im Sommer 1995. Während des Festivals machte sie Werbung für den Spielfilm «Camping Cosmos», in dem sie die Rolle der nymphomanischen Ehefrau des Campingplatzinhabers Monsieur Vandeputte spielte. In kurzer Zeit avancierte Lolo Ferrari zur Schauspielerin, Pop-Sängerin und Co-Moderatorin der britischen Comedy-Show «Eurotrash» auf dem TV-Sender Channel 4.
Mit dem Technosong «Airbag Generation» versuchte sich Ferrari 1996 als Popsängerin – mit mässigem Erfolg. Eine weitere Single - «Set Me Free» - kam in den Handel, dem im Titel vorgebrachten Wunsch wurde aber nicht stattgegeben und so begrub die pneumatische Französin ihre Gesangskarriere. Mehr Gefallen als an ihren Musikstücken fanden ihre Fans an einer Unterwäschekollektion und an einer Gummipuppe mit ihrem Namen. Dies führte 1997 zu gerichtlichen Auseinandersetzungen mit dem Autohersteller Ferrari wegen des Markenrechts, die der Sportwagenkonzern letztlich verlor.
Tod unter mysteriösen Umständen
Ferraris Tod blieb ein Mysterium. Noch in der Woche vor ihrem Tod sei die 37-Jährige «bei bester Gesundheit» bei ihrem letzten Auftritt in einer Pariser Diskothek gesehen worden, so die französischen Medien.
Als Todesursache wurde zunächst Medikamentenmissbrauch angegeben. Es war allgemein bekannt, dass Ferrari alkohol- und tablettensüchtig war. So vermutete man anfänglich auch Selbstmord. Doch nach einer zweiten Obduktion, deren Ergebnis auf Ersticken oder Erdrosselung hindeutete, gingen die Ermittler von einem Verbrechen aus. Fast 12 Monate nach Ferraris Tod wurde ihr Ehemann verhaftet und verhört. Der ehemalige Schrotthändler Vigne hatte angegeben, er habe seine Frau tot im Bett ihres Hauses gefunden. Mangels Beweisen wurde er nach zwei Jahren aus der Haft entlassen.
Die tatsächliche Todesursache konnte nie ermittelt werden. Vignes Anwälte gehen davon aus, dass Ferrari an dem Gewicht der Silikonimplantate erstickt ist.
Ein surrealer Tod für eine surreale Figur - wie sagte es Ferraris letzter Manager Martin Baldauf noch? «Frankenstein war Fiktion, aber Lolo Ferrari, die hat wirklich existiert!»