Bschiss beim Bauernkalender

Aktualisiert

Models statt BauernBschiss beim Bauernkalender

Der Bauernkalender ist das Spiegelbild der Schweizer Bauern. Doch dieses Jahr hat fast die Hälfte der abgebildeten Männer nichts mit Landwirtschaft am Hut.

von
Lucien Esseiva

Jahr für Jahr zeigt der Bauernkalender, was für Schweizer Schönheiten sich auf unseren Feldern und in unseren Ställen abrackern. Das Produkt ist ein ehrliches Spiegelbild der hart arbeitenden Berufsgattung. Die Bilder kamen pur, ungeschminkt, manchmal fast anrührend menschlich daher. Das war einmal. In der aktuellsten Ausgabe des Kalenders irritieren sechs Sujets. Plötzlich haben die Bauern keine Brusthaare mehr, sondern sind glatt rasiert, die «Bauern» sehen aus, als hätte man sie für ein Hochglanzmagazin fotografiert. Als seien sie Models. «Es ist korrekt, dass wir mit professionellen Fotomodellen gearbeitet haben», gibt Nathalie Rehak vom Bauernkalender zu.

Entrüstung bei Renzo Blumenthal, dem «Schweizer Bauer» und dem Bauernverband

Ex-Mister-Schweiz und Biobauer Renzo Blumenthal sass in der «Bauernkalender»-Jury und ist entrüstet: «Das ist nicht okay! Ich wusste nichts von diesem Entscheid und finde auch nicht, dass Models ohne landwirtschaftlichen Hintergrund etwas in diesem Kalender verloren haben. Gerade das Urchige, Unprofessionelle hat doch den Charme ausgemacht.» Auch der Medienpartner vom «Bauernkalender», die Zeitung «Schweizer Bauer», ist mit dem Entscheid, Models abzulichten nicht glücklich. «Natürlich wünschten wir uns, dass zwölf echte Schweizer Bauern im Kalender sind.», sagt Pamela Fehrenbach, Ressortleiterin beim «Schweizer Bauer». Auch beim Schweizerischen Bauernverband ist die Irritation gross. «Wir distanzieren uns klar von diesem Produkt», sagt Sandra Helfenstein, Pressesprecherin vom Schweizer Bauernverband.

Aber was soll das Ganze überhaupt? Hat die Schweiz zu wenig (schöne) Bauern? «Überhaupt nicht, es gibt genug», meint Nathalie Rehak vom Bauernkalender. «Wir wollen uns lediglich weiterentwickeln, am Markt dranbleiben und neue Wege beschreiten», so Rehak weiter. Auch fürchtet sie sich nicht vor der Reaktion erboster Bauern und Fans des Kalenders: «Mit Angst kommt man nicht weiter.» Sie denkt auch nicht daran, den Namen des Kalenders zu ändern. Einziges Indiz für den Etikettenschwindel: Der Bauernkalender 2014 erhält den Zusatz «Bauernkalender & Alpenboys».

Models statt echte Bauern im «Bauernkalender». Finden Sie das in Ordnung oder ist das ein Beschiss? Diskutieren Sie mit im Talkback.

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