App zeigt das schlimmste Pissoir der Stadt

Aktualisiert

WCi aus BaselApp zeigt das schlimmste Pissoir der Stadt

Eine neue App zeigt, wo man in Basel besonders dringende «Geschäfte» verrichten kann. Erstmals können auch die öffentlichen Toiletten der Stadt bewertet werden.

von
lb
Man riecht es schon von weitem: Das Pissoir bei der Mittleren Brücke in Basel.
Philipp D'Alfonso und Joël Pregger hatten die Idee für WCi. Sie seien oft nicht zufrieden mit den Toiletten gewesen, die sie in Basel vorfanden.
Nutzer der App können WC-Anlagen bewerten. Das Pissoir bei der Mittleren Brücke ist bei vielen Baslern als Ekel-Toilette bekannt.
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Man riecht es schon von weitem: Das Pissoir bei der Mittleren Brücke in Basel.

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«Es ist eine App, die jeder brauchen kann, denn jeder muss mal und kennt das Problem», erklärt Philipp D'Alfonso. Er und Joël Pregger haben die Idee für WCi entwickelt. Das Akronym steht für «Where Can I?», zu deutsch: Wo kann ich? Die Erste Basler Toiletten-App sei aufgrund von eigenen Bedürfnissen entstanden. «Wir waren nicht immer glücklich über die WCs, die wir vorfanden. Da dachten wir, dass es praktisch wäre, wenn man schon von vorneherein weiss, was einen erwartet», sagt er.

Mit der App kann der Benutzer nicht nur zur nächsten Toilette navigieren, sie zeigt auch, welche Ausstattung diese hat. «Wir wollten es einfacher machen, ein WC zu finden, das den eigenen Bedürfnissen entspricht», so D'Alfonso. Besonders praktisch: Jedes WC kann bewertet werden.

«Der Kanton legt viel Wert auf Sauberkeit»

Einige Anlagen erhalten miserable Bewertungen durch die Nutzer. Das wahrscheinlich schlimmste öffentliche Pissoir der Stadt befindet sich laut den WCi-Usern unter der Mittleren Rheinbrücke. Andre Frauchiger, Sprecher des Basler Tiefbauamts, erklärt: «Wenn sich Tausende insbesondere bei schönem Wetter am Kleinbasler Rheinufer aufhalten, sind auch die zentral gelegenen WC-Anlagen extrem stark belegt – mit entsprechenden Folgen. Wir richten deshalb immer wieder Appelle an die Nutzer, die Pissoir-Benutzung sorgfältig anzugehen. Dies leider mit mässigem Erfolg.» In Rheinnähe erhält die Anlage am Oberen Rheinweg Ecke Riehentorstrasse die bisher besten Bewertungen.

Aus Sicht der Stadt Basel sei jede App, die auf WC-Anlagen hinweise, grundsätzlich als Massnahme gegen das Wildpinkeln nützlich, so Frauchiger. «Der Kanton hat bereits die ‹nette Toilette› ins Leben gerufen, die ebenfalls mit entsprechender App beworben wird», sagt er. Es handelt sich dabei um Lokale, die ihre Toiletten auch für Personen zur Verfügung stellen, die nichts konsumieren.

So findet man die sauberste Toilette der Stadt

Die Bewertungen sollen auch einen Anreiz geben, öffentliche Toilettenanlagen zu verbessern, wo dies nötig ist. «Wir können die Daten der App zur Verfügung stellen, damit man weiss, wo WCs gebraucht werden oder welche Anlagen besonders schlechte Bewertungen haben, damit dort Verbesserungen vorgenommen werden können», sagt D'Alfonso.

Er denke, dass Smart-City Lösungen für Grundbedürfnisse ein grosser Mehrwert für Stadtverwaltungen sein können. «Die neue App müsste im Falle einer Zusammenarbeit noch im Detail geprüft werden», so der Sprecher des Tiefbauamts.

«Der soziale Aspekt gefällt den Leuten»

WCi ist erst seit dem 5. Juli offiziell im ganzen Kanton Basel-Stadt verfügbar. In der ersten Woche zählte D'Alfonso bereits 500 Nutzer der App. «Bisher haben wir positive Rückmeldungen erhalten. Auch der soziale Aspekt gefällt den Leuten», sagt er. Die Hälfte des Gewinns aus der App werde für den Bau neuer WC-Anlagen in Entwicklungsländern eingesetzt. Dazu arbeiten die Basler App-Entwickler mit der Schweizer Entwicklungsorganisation Helvetas zusammen.

Finanziert wird das ganze durch Werbeanzeigen. Ausserdem erhält das Unternehmen eine Kommision auf den Betrag, den ein Benutzer für eine Bezahl-Toilette entrichtet. Die Daten aus der App wollen die Macher ausserdem an den Kanton verkaufen. Basel sei als Heimatstadt der Macher optimal für den Start gewesen – weitere Städte sollen folgen. «Wir hoffen, dass andere Städte und Gemeinden sagen: Das finden wir toll, das wollen wir unseren Einwohnern und Gästen auch bieten», so D'Alfonso.

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