Pornomesse Extasia«Du stichst heraus, wenn du kein Silikon hast»
Little Caprice und ihr Mann Marcello Bravo sind etablierte Namen der Porno-Szene. An der Extasia in Basel verraten sie ihr besonderes Rezept: Natürlichkeit.
Das diesjährige Gesicht der Extasia in Basel, der grössten Erotik- und Pornomesse der Schweiz, war Little Caprice. Die 28-jährige Tschechin ist vor zehn Jahren auf der Suche nach Abenteuern ins Business eingestiegen und steht inzwischen sowohl vor als auch hinter der Kamera.
Zusammen mit ihrem österreichischen Mann Marcello Bravo (38) hat sie eine neue Website gegründet, um ihre eigenen Produktionen zu realisieren. Dabei wollen die beiden vor allem auf Natürlichkeit setzen. «Be yourself», sagt Caprice auf die Frage, wie man in der Masse von Pornodarstellern auf sich aufmerksam machen könne.
Natürlichkeit in einem bewusst künstlichen Business
«Heutzutage stichst du heraus, wenn du kein Silikon hast und nicht von oben bis unten tätowiert bist», erläutert Marcello. «Einfach natürlich sein, keine gespritzten Lippen oder operierten Wangenknochen.» Viele Stars würden sich Operationen unterziehen. Diesem Mainstream wollen die beiden entgegenwirken und ihren Spass am Sex zeigen.
«Es ist die beste Art von Beziehung», sagt Marcello darüber, als Porno-Darsteller mit einer Darstellerin verheiratet zu sein. So könnten sie ihre Zeit zusammen geniessen und alle verrückten Sachen ausprobieren. Diese Lust solle man in ihrer Arbeit auch sehen.
Zudem zeigt Caprice auf ihrer Seite auch Einblicke in ihr tägliches Privatleben. «Ich bin oft mit einer Go-Pro unterwegs und zeige mich im Alltag», sagt sie. Mit diesem ganzheitlichen Bild versuche sie die Grenzen zwischen professioneller Pornografie und natürlichem Alltag zu verwischen. «Damit bieten wir unseren Fans auch etwas Neues», so Marcello.
Operation aus Überzeugung
Für Extasia-Organisator Arnold Meyer ist ein schöner natürlicher Körper wie der von Caprice das höchste Gut. «Das ist einfach der Idealfall», sagt er. Natürlich sei es schwer, sich in der Branche zu behaupten, wenn man nicht dem Schönheitsideal entspreche. Darstellerinnen wie Micaela Schäfer hätten sich aus Überzeugung unter das Messer gelegt, was natürlich immer Risiken berge. «Ich hoffe, dass der Umschwung zum Natürlichen ein Trend ist», so Meyer.
«Tattoos gehören zur neuen Natürlichkeit, nicht so wie früher», findet ein 22-jähriger Baselbieter, der selber auch tätowiert ist. So würden Tattoos für ihn auch einen Teil des Reizes ausmachen. Von Operationen hält er aber nicht viel. Seine zwei Begleiterinnen sind weniger skeptisch. Eine (21) sagt: «Es ist okay, solange es nicht künstlich aussieht.» Die andere (21) zuckt mit den Schultern und konstatiert, dass es einfach dazu gehört.
Ein 30-jähriger Aargauer findet Tattoos ebenfalls schön. Plastische Eingriffe müssten einfach natürlich wirken, dann störe er sich nicht an ihnen. Seine 29-jährige Begleiterin aus Biel sagt, es sei nicht so schlimm, solange es natürlich aussehe. «Manchmal ist die Natur ja auch nicht so toll», ergänzt sie schmunzelnd.
Erneut rund 10'000 Besucher
Mit ihren 50 Stars und zahlreichen Attraktionen wie Shops und Live-Shows wird die Extasia nach Hochrechnung wie im Vorjahr rund 10'000 Besucher anlocken. Weil der Kanton die Messe nicht haben wollte , findet sie statt in der St.-Jakob-Arena in der Messehalle 3 statt. «Eigentlich bin ich froh, denn hier ist alles logistisch und verkehrstechnisch einfacher.»
Auch der Termin für die nächste Ausgabe steht schon fest. Nach zehn Jahren Pause kehrt die Extasia vom 5. bis 7. Mai ins Zürcher Hallenstadion zurück. In Basel gibt es sie dann wieder am ersten Dezemberwochenende 2017.