«In der Männergarderobe fühlte ich mich unwohl»

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Erste Transfrau im Schweizer Eishockey«In der Männergarderobe fühlte ich mich unwohl»

Fabienne Peter (32) ist die erste Transfrau im Schweizer Eishockey. Swiss Ice Hockey änderte das Reglement und nun darf sie für den EHC Basel an der Meisterschaft teilnehmen.

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Fabienne Peter ist die erste Transfrau in einer Frauenmannschaft im Schweizer Eishockey.
Für den Basler EHC spielt sie in dieser Saison zum ersten Mal in einer Frauenmannschaft.
In der Männer-Garderobe hat sie sich immer unwohl gefühlt. Bei den Frauen fühle sie sich nicht mehr fremd.
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Fabienne Peter ist die erste Transfrau in einer Frauenmannschaft im Schweizer Eishockey.

20 Minuten/lb

Fabienne Peter ist begeisterte Sportlerin. Sie hat früher als Mann gelebt und mit 29 entschieden, ihr Geschlecht angleichen zu lassen. Jetzt ist die 32-Jährige die erste Transfrau, die in der Schweiz an einer Eishockey-Meisterschaft teilnehmen darf.

Sie hat selbst die Initiative ergriffen und beim Schweizer Dachverband Swiss Ice Hockey Federation (SIHF) angefragt, ob sie offiziell in der Frauenmannschaft mitspielen darf. Auch der Input, sich nach den Regeln des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) zu richten, kam von Peter. Die SIHF reagierte und passte ihr Reglement an. «Ich war erstaunt, wie unproblematisch alles war», so Peter.

«Ohne Testosteron bin ich viel schwächer»

«Ich freue mich sehr, dass ich den Sport, den ich liebe, weiter ausüben darf», sagt sie. Beim EHC Basel sei sie sehr gut aufgenommen worden. Das grösste Vorurteil gegenüber Transfrauen im Sport sei, dass sie durch ihr bei der Geburt zugewiesenes Geschlecht einen Vorteil gegenüber anderen Frauen hätten. «Ich wiege jetzt gerade einmal 60 Kilogramm. Früher war ich im Eishockey völlig unterlegen, jetzt falle ich im Training überhaupt nicht mehr auf», sagt Peter und widerspricht dem Vorurteil – zumindest was ihre Person betrifft.

Nach abgeschlossener Geschlechtsangleichung produziere eine Transfrau kein Testosteron mehr. Das weibliche Hormon Östrogen muss Peter ein Leben lang einnehmen. «Ich bin überrascht, wie gross der Unterschied ist. Ohne Testosteron bin ich viel schwächer», sagt sie. Das falle ihr vor allem bei Kraftübungen auf. Auch bei einem Trainingsspiel mit einer Männermannschaft sei ihr aufgefallen, wie viel weniger Kraft sie nun habe.

Um offiziell in der Frauenmannschaft spielen zu können, darf eine Sportlerin einen bestimmten Testosteronwert während mindestens eines Jahres nicht überschreiten. Peter hat diesen Nachweis erbracht. Der EHC und der Eishockey-Verband seien ein gutes Beispiel dafür, dass die Aufnahme von Transmenschen im Sport unkompliziert sein könne.

«Die Angleichung hat Klarheit geschaffen»

«Ich habe immer eine Diskrepanz gespürt zwischen der erwarteten Geschlechterrolle und meinem Empfinden», so Peter. Im Studium und bei der Feuerwehr habe sie sich immer an Frauen orientiert. Sie sei anders gewesen und das habe auch ihr Umfeld gespürt. «Eine gute Freundin hat mich schon immer als Freundin gesehen. Die Angleichung hat Klarheit geschaffen», sagt sie. Generell habe sie fast nur positive Reaktionen aus ihrem Umfeld bekommen. «Es kamen keine blöden Sprüche», so Peter.

Beim Eishockey sei sie jetzt entspannter. «In der Männer-Garderobe habe ich mich immer unwohl gefühlt. Jetzt fühle ich mich nicht mehr fremd», bilanziert sie. Bei den Frauen werde mit weniger Körpereinsatz gespielt, Bodychecks seien nicht erlaubt. Das finde Peter angenehmer.

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