Rassismus-VorwürfeFacebookseite der Negro Rhygass gesperrt
Nach dem «Negro-Fescht» der gleichnamigen Kleinbasler Fasnachtsclique hagelt es Kritik an deren Namen. Bei der Beratungsstelle Stopp Rassismus laufen juristische Abklärungen.
«Wie ist es möglich, dass ein solches Logo an einem Volksfest verwendet werden darf?», empört sich Leser-Reporter B. M.* (24) gegenüber 20 Minuten. Er sei schockiert gewesen, als er am Samstag das Plakat, das auf «E nätts Negro-Fescht» hinweist, gesehen habe. Die Fasnachtsclique Negro-Rhygass veranstaltete am vergangenen Wochenende wie in jedem Jahr das Fest in Basel.
«Das Logo zeigt eine schwarze Person, die Trommeln schlägt. Das stellt ganz klar einen Sklaven aus der Kolonialzeit dar», erklärt der Medizinstudent aus Basel seine Aufregung. «Es geht nicht, dass so etwas an einem öffentlichen Fest verwendet wird.»
Facebook nimmt Seite vom Netz
«In der Vereinsgeschichte wird erwähnt, dass 1973 der Negro Clown als Kostüm entworfen wurde. Da dachte ich: Das wird ja immer schlimmer», sagt er. Er glaube nicht, dass es vom Verein rassistisch gemeint ist. «Aber es ist einfach nicht reflektiert. Gerade bei einer Veranstaltung im multikulturellen Kleinbasel kann ich das nicht verstehen. Es ist für mich unvorstellbar, dass das heute noch legal ist», sagt der 24-Jährige.
Letztes Jahr wurde die Basler Fasnacht zum Unesco Weltkulturerbe ernannt. «Ich glaube nicht, dass die Unesco Freude daran hätte», sagt B. M. Der Student hat eine Rassismusdebatte losgetreten. Auf Facebook und Instagram hagelt es nun Kritik am Auftritt des Vereins. Wir schreiben das Jahr 2018 und das ist purer Rassismus, kommentiert ein Facebook-User den Auftritt der Clique.
Die Facebook-Seite der Negro Rhygass wurde inzwischen von vom Netz genommen, nachdem bei Facebook mehrere Beschwerden eingegangen waren.
«Ähnliche Diskussion wie um den Mohrenkopf»
Bei der Nordwestschweizer Beratungsstelle «Stopp Rassismus» sind nach der Veranstaltung am vergangenen Wochenende Meldungen eingegangen. «Wir haben diesbezüglich auch einen Anruf vom Kanton erhalten. Es laufen jetzt Abklärungen, inwieweit da juristisch etwas zu machen ist. Bisher gibt es keinen vergleichbaren Fall», erklärt Johann Göttl, Jurist und Leiter der Beratungsstelle.
Unabhängig von der rechtlichen Beurteilung könne man sich fragen, ob die Verwendung des Begriffs «Neger» in der heutigen Zeit sinnvoll sei. Eigentlich bestehe ein gesellschaftlicher Konsens darüber, dass die Bezeichnung nicht mehr verwendet werden sollte, weil damit einer ganzen Gruppe von Menschen stereotype und negative Eigenschaften zugeordnet würden. «In der Zeit, als die Clique gegründet wurde und ihren Namen erhielt, wurde das anders beurteilt.
Die Clique scheint ihren Namen nicht in der Absicht zu verwenden, jemanden zu diskriminieren», sagt Göttl. «Ob Traditionen die Weiterverwendung des Begriffs legitimieren, ist umstritten. Eine ähnliche Diskussion wird auch um den Mohrenkopf geführt», sagt er.
Clique distanziert sich vom Rassismus
Dass es sich um einen tendenziell rassistischen Namen und ein tendenziell rassistisches Emblem handeln könnte, sei dem Verein seit der Mohrenkopf-Debatte bewusst. «Allerdings sehen wir keinen Handlungsbedarf, da sich Name und Emblem unseres Vereins nachweislich auf eine historisch nicht rassistische Begebenheit zurückführen lassen», sagt Niggi Schmieder, Obmann der Negro Rhygass.
«Unser Name existiert seit 1927 und von Rassismus aller Art distanzieren wir uns ausdrücklich.Wir verurteilen Rassismus und Diskriminierung aller Art aufs Schärfste», sagt Schmieder. Die Fasnacht sei Traditionsanlass und zu dieser Tradition gehöre auch die Name Negro Rhygass. Seit vielen Jahren sei der Verein Mitglied des Fasnachtscomites und des Dachverbandes der Gugge-IG. Nie sei der Name da ein Thema gewesen.
*Name der Redaktion bekannt.
Auch Facebookseite der Guggemusig Mohrekopf gesperrt
Netz-Aktivisten haben sich auf die Basler Fasnacht eingeschossen. Aufgrund einer anonmyen Meldung eines Facebook-Users wurde die Facebook-Präsenz der Guggemusig Mohrekopf Basel 1954 am Dienstag gesperrt. Die Seite verletze die Gemeinschaft-Standads von Facebook, schrieb das Unternehmen in seiner Begründung. Der User, der die Sperrung beantragte, postete eine entsprechende Story auf Instagram. (20m)