11-Jährige erhält von Polizei «Marschbefehl»

Aktualisiert

Mit Velo auf Trottoir gefahren11-Jährige erhält von Polizei «Marschbefehl»

Die Tochter eines Basler Anwalts wurde zur Belehrungsstunde bei der Polizei im Verkehrsgarten aufgeboten. Der Brief sorgt im Netz für Spott.

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Diesen Brief erhielt der Basler Anwalt Daniel Ordas Ende November von der Polizei. Darin wird er auf eine Verkehrsübertretung informiert, die seine Tochter Mitte Januar begangen hatte. Dass es zehn Monate dauerte, bis dieses Aufgebot versandt wurde, ist nicht das einzige, was ihn stutzig machte.
Im Brief wurde aus der Tochter nur einen Satz später ein Sohn.
Der Tatort: Die 11-Jährige wurde von der Polizei dabei erwischt, wie sie entlang des Morgartenrings zwischen Baslerstrasse und Im Langen Loh auf dem Trottoir fuhr.
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Diesen Brief erhielt der Basler Anwalt Daniel Ordas Ende November von der Polizei. Darin wird er auf eine Verkehrsübertretung informiert, die seine Tochter Mitte Januar begangen hatte. Dass es zehn Monate dauerte, bis dieses Aufgebot versandt wurde, ist nicht das einzige, was ihn stutzig machte.

Daniel Ordas

«Bei unentschuldigtem Fernbleiben erfolgt eine Meldung an die Jugendanwaltschaft Basel-Stadt», schliesst das «Aufgebot zur Belehrungsstunde», das beim Familie Ordas Ende November im Briefkasten landete. Im Schreiben der Basler Polizei werden die Eltern einer 11-jährigen Tochter darauf aufmerksam gemacht, dass das Kind am 15. Januar beim unerlaubten Befahren eines Trottoirs erwischt wurde, also Monate bevor der Brief kam. Deshalb müsse das Kind nun zur Belehrungsstunde in den Vekrehrsgarten der Polizei kommen.

Daniel Ordas, Adressat des Schreibens, hat den Brief nach Erhalt mit einem bissigen Kommentar auf Facebook gestellt. «Da galoppiert der Amtschimmel aber gewaltig durch die gelangweilten Büros der Obrigkeit», schreibt er. Die Jugendanwaltschaft habe tatsächlich zehn Monate gebraucht, die Vorladung bei der Polizei in Auftrag zu geben. Diese ist obendrein noch fehlerhaft. Aus der Tochter wurde im Schreiben ein Sohn. Das gab bei Ordas anfänglich Anlass für Zweifel, so dass die Echtheit des Briefs zunächst überprüft werden musste.

Normalerweise kommt Brief innert drei Wochen

«In diesem Fall ist das Schreiben offensichtlich lange liegen geblieben. Das tut uns leid und wir gehen dem nach», erklärt Polizeisprecher Toprak Yerguz gegenüber dem «Regionaljournal» von Radio SRF. Normalerweise geschehe das innerhalb von drei Wochen, um den maximalen erzieherischen Effekt zu erzielen.

Eine solche Vorladung erhielten alle Kinder im Alter von 10 bis 15 Jahren, die von der Polizei bei einem Verkehrsvergehen erwischt werden. Ziel der Übung ist laut Schreiben, «die heranwachsenden Schüler und Schülerinnen vor Verkehrsunfällen zu bewahren».

Ist die Übertretung schon verjährt?

Ordas findet das übertrieben. Seine Tochter sei schon damals sehr beeindruckt gewesen von der «uniformierten Staatsmacht» und schiebe ihr Velo jetzt unterwürfig auf besagtem Strassenstück. «So ein Marschbefehl nach 10 Monaten ist schlicht ein Verwaltungsüberhitzer», findet er. Sein Post löste auf Facebook ein grosses Echo aus. Vor allem zereissen sich viele das Maul über den Brief. Einer fragt, ob das Vergehen denn nicht schon verjährt sei. Und ein anderer wirft ein, dass sich die Tochter bestimmt nicht bessern werdeb, wenn nach jedem ihrer Vergehen ihr Bruder in eine Belehrungsstunde muss.

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