Kind erstochenTäterin (75) muss für drei Monate in U-Haft
Noch bevor sich die Täterin (75) – die derzeit in U-Haft sitzt – der Staatsanwaltschaft stellte, offenbarte sie sich den Medien. Das kann mehrere Gründe haben, sagt Gerichtspsychiater Josef Sachs.
Tage nach der Bluttat von Basel, bei der eine offenbar geistig verwirrte Seniorin den 7-jährigen Ilias M.* mit einem Stich in den Hals tötete, steht Basel noch immer unter Schock.
Die Frau sitzt inzwischen in U-Haft. Dies bestätigte der Basler Kriminalkommissär Peter Gill gegenüber dem «Blick». Die Massnahme gelte vorerst für drei Monate, könne auf Antrag aber auch verlängert werden. Die 75-Jährige werde zudem psychiatrisch begutachtet.
Frau informierte die Medien nach der Tat
Am Montag wurde zudem bekannt: Nach der Messerattacke informierte die 75-jährige Frau Medien, wie 20 Minuten aus sicherer Quelle weiss. Was die Täterin im Einzelnen mitteilte, ist nicht bekannt. Die Staatsanwaltschaft wollte zu Einzelheiten keinen Kommentar abgeben, bestätigt allerdings, die Frau habe nach der Messerattacke mehrere Personen und Institutionen per Telefon oder SMS über die Tat informiert.
Warum aber suchte die Frau, die offenbar einen geistig verwirrten Eindruck machte, die Öffentlichkeit? Hat sie gar ein Kind getötet, nur um berühmt zu werden? Darüber könne nur spekuliert werden, sagt der Gerichtspsychiater Josef Sachs. Für ihn gibt es zwei mögliche Erklärungen. «Entweder war es durch Angst geprägt, weil sie sich beispielsweise verfolgt wähnte oder staatlichen Institutionen misstraute, oder ideologisch motiviert», sagt er.
Öffentliche Tatbekenntnisse sind nicht ungewöhnlich und bei politisch oder ideologisch motivierten Verbrechen sogar typisch. Sachs warnt aber vor voreiligen Schlüssen. «Alleine aus der Tatsache, dass sie dieses Mitteilungsbedürfnis hatte, kann man noch keine Schlussfolgerung ziehen.»
Belastetes Verhältnis zum Staat
Die Tatverdächtige dürfte ein belastetes Verhältnis zu staatlichen Institutionen gehabt haben. Sie hatte hohe Schulden und erhielt im Zuge eines Konkursverfahrens spätestens 2007 einen amtlichen Beistand. Wie umfangreich die Beistandschaft war und ob sie bis jetzt andauerte, ist nicht bekannt. Die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde Basel-Stadt äusserte sich gegenüber 20 Minuten nicht zum Fall.
Die Frau wird zurzeit psychiatrisch abgeklärt. Noch ist nicht bekannt, ob und unter welcher psychischen Krankheit die Tatverdächtige leidet. Damit bleibt vorderhand auch offen, ob eine Gefährdung nicht schon früher hätte erkannt werden können. Aufgrund der vorliegenden Informationen gebe es keine Hinweise auf ein Behördenversagen, so Sachs.
Trauermarsch mobilisierte Hunderte
Ein Trauermarsch am Samstag mobilisierte in Basel mehrere Hundert Menschen. Nach wie vor ist nichts über das Tatmotiv bekannt. Die möglicherweise schuldunfähige, 75-jährige Tatverdächtige befindet sich seit Donnerstagabend in Gewahrsam, als sie sich Stunden nach der Tat den Behörden stellte.
Am Marsch für den getöteten Buben nahmen auch offizielle Vertreter der Regierung teil.
Mehrere Hundert Menschen nahmen am Samstag an einem Trauermarsch für Ilias teil. (Video: 20 Minuten)
*Name der Redaktion bekannt. (20 Minuten)