BaselHitlerfans marschieren mit an Negro-Rhygass-Demo
Gegen 1000 Personen gingen in Basel am Freitagabend aus Solidarität mit den Guggen Negro Rhygass und Mohrekopf auf die Strasse. Unbehelligt mit im Umzug liefen auch Neonazis.
Den Anlass zum Solidaritäts-Marsch gab die Sperrung der Facebook-Seiten der beiden Fasnachtsguggen Negro Rhygass und Mohrekopf, die von Aktivisten einige Tage zuvor als rassistisch gebrandmarkt wurden. Darob entbrannt in Basel eine heftige Debatte darüber, ob die Logos der Guggen rassistisch sind. Fasnächtler verwehrten sich diesem Vorwurf und riefen im Gegenzug zur Solidarität mit den kritisierten Guggenmusiken auf. In der Kritik an der Negro Rhygass und Mohrekopf erkannten sie gar einen Angriff auf die Fasnacht als Ganzes.
Dem Aufruf folgten am Freitagabend rund 1000 Fasnächtler, die am bewilligten Umzug vom De-Wette-Park zum Wettsteinplatz teilnahmen. Politische Botschaften wurden dabei nicht geduldet. Schilder mit Parolen blieben am Start zurück. Schliesslich wurde keine Bewilligung für eine Demo, sondern einen Umzug erteilt, mahnten die Organisatoren. Die Polizei war während des Marschs kaum präsent.
Rechtsextreme Teilnehmer geduldet
Im hinteren Teil des Sommer-Cortèges liefen aber dennoch einige offen bekennende Rechtsextreme mit, wie die «Tageswoche» berichtet. Sie trugen T-Shirts von einschlägigen Marken mit eindeutigen Botschaften wie 88, H84U oder «Fight Antifa». Die Zahl 88 steht in rechtsextremen Kreisen für «Heil Hitler». Die rechtsextremen Mitläufer wurden am Umzug geduldet.
«Unser Marsch war öffentlich und jeder konnte da mitlaufen», verteidigt sich die Organisatorin Jessica Nagele. «Wir sind garantiert keine Rechtsextremisten oder Rassisten. Im Gegenteil, wir sind stolz, dass am Marsch Leute aus vielen Nationen dabei waren.» Und den Auftritt der Rechtsextremen hätte sie auch keinesfalls geduldet. «Wenn ich sie gesehen hätte, hätte ich sie gebeten, eine Jacke oder sonstwas überzuziehen.»
«Die Organisatoren wussten nicht, was sie sich da ins Boot holen», meint der Basler Musiker Marcel Colomb, der sich auf Facebook sehr aktiv in die Debatte eigemischt hatte. «Die ganze Aktion war einfach sehr kurzsichtig.»
Provokationen und Scharmützel nach dem Umzug
Dem Marsch stellten sich auf der Wettsteinbrücke mehrere Dutzend Aktivisten entgegen, die gegen Rassismus demonstrierten. Nach wenigen Minuten machten sie allerdings den Weg frei. Später am Abend kam es vor dem Restaurant Hirscheneck zu Provokationen und Scharmützeln zwischen Rechtsextremen und Linken. Ein Sprecher der Kantonspolizei bestätigte dies gegenüber der Tageswoche. Durch Präsenz und Vermittlung sei eine Eskalation verhindert worden. Ein Mitteilung zu den Geschehnissen versandte die Polizei nicht.
Die Organisatoren des Marsches distanzierten sich von den Zwischenfällen. «Wir haben mit all dem, was nach 22 Uhr passiert ist, nichts zu tun gehabt», so Nagele. «Wir haben bis 22.15 Abfall entsorgt und sind dann gegangen.»
Negro-Rhygass nicht am Marsch
Die Negro Rhygass und die Guggemusik Mohrekopf haben an dem für sie organisierten Solidaritätsmarsch übrigens nicht teilgenommen. «Offiziell haben wir nicht teilgenommen, weil es ein Solidaritätsmarsch für uns und andere Cliquen war, die dem Rassismus-Vorwurf ausgesetzt sind», hiess bei der Clique auf Anfrage. Dass der Marsch von Rechtsextremen und Neonazis «missbraucht» wurde, verurteilt sie aufs Schärfste.
Der Obmann der Negro Rhygass Niggi Schmieder sagte gegenüber dem«Regionaljournal» von SRF, dass das Logo in der Clique diskutiert werde.
Bereits an der diesjährigen Fasnacht hatten sich Mitglieder der rechtsextremen Partei National Orientierter Schweizer (PNOS) ohne das Wissen des Comités unter die Aktiven gemischt und waren sogar am Cortège mitmarschiert. Die Gruppe lief einem schwarz angemalten Trommler hinterher und trug Kleidung mit rassistischen Botschaften und Symbolen. Auch das bemerkten die Verantwortlichen nicht.