St. Jakobshalle«Wie soll man das im Rollstuhl schaffen?»
Über 100 Millionen Franken kostet die Modernisierung der Basler St. Jakobshalle. Kurz vor Fertistellung wird nun Kritik laut, dass der Vorzeigebau nicht rollstuhlfreundlich ist.
Für rund 107 Millionen Steuerfranken wird die 42 Jahre alte Basler St. Jakobshalle zurzeit zur modernsten Event-Halle der Schweiz aufgerüstet. Es ist ein Leuchtturm-Projekt der Stadt Basel. Aber schon wird auch Kritik laut: Der Vorzeigebau sei so gar nicht vorbildlich punkto Behindertengerechtigkeit. Konkret geht es um einen schwer zugänglichen Lift sowie die Türen beim Eingang.
Weil der Umbau in mehreren Etappen erfolgt, konnte die Halle so zwischen den Bauphasen zur provisorischen Nutzung freigegeben werden. So wurde die Durchführung von jährlich wiederkehrenden Grossanlässen wie den Swiss Indoors oder dem CSI Basel gewährleistet. Dabei kamen auch Mängel bei der Barrierefreiheit ans Licht.
«Wie soll man das alleine bewerkstelligen?»
«Die Eingangstüren im Foyer gehen nicht automatisch auf und sind zudem sehr schwer von Hand zu öffnen. Wie soll ein Rollstuhlfahrer das alleine bewerkstelligen?» empört sich Thomas Ruepp, Inhaber eines Basler Orthopädieunternehmens. Er hat in seinem Beruf öfter mit Behinderten und Schwerstbehinderten zu tun und kennt sich daher mit den Herausforderungen aus, die das Leben im Rollstuhl mit sich bringt.
Auch der Lift, der Rollstuhlfahrer und Gehbehinderte auf die obere Ebene bringen soll, missfällt ihm: «Das ist eigentlich ein Warenlift und zudem noch weit weg vom zentralen Haupteingang. Mit Inklusion hat das nichts mehr zu tun», sagt Ruepp. Bemängelt wird auch, dass der Lift mangels Wegweisern schwer zu finden ist.
Hochbauamt zieht Nachbesserungen in Betracht
Vertreter von Behinderten-Schutzverbänden bestätigten gegenüber 20 Minuten die beanstandeten Mängel. Man sei auch bereits an das zuständige Basler Hochbaudepartement gelangt. Konkret wolle man sich jedoch nicht äussern. Thomas Blanckarts, Leiter des Hochbauamts, bestätigt dies auf Anfrage: «Wir nehmen die Kritikpunkte zur Barrierefreiheit sehr ernst und diskutieren sie zur Zeit mit den zuständigen Behörden und Behinderten-Schutzverbänden.»
Blanckarts erklärt die Situation mit der provisorischen Nutzung der Halle – der Bau sei eben noch nicht fertiggestellt. Die momentane Situation mit dem Behinderten-Lift sei daher sicher nicht ideal, aber: «Es wurden alle gesetzlichen Vorschriften zur Barrierefreiheit eingehalten.» Trotzdem würde nun sorgfältig geprüft, ob Verbesserungen erforderlich seien. Das gelte auch für eine mögliche Automatisierung der Eingangstüren.
Bis April wird die Halle noch provisorisch «zwischengenutzt». Unter anderem werden dort noch das internationale Badmintonturnier Yonex Swiss Open 2018 und die Pferdeshow Apassionata stattfinden.
Letzte Bauphase beginnt im Mai
Zwischen Mai und September wird dann die dritte und letzte Bauphase durchgeführt. Ob und was dann verändert oder ergänzt werde, sei noch offen: «Wir wollen die Erfahrungen der bisherigen und der kommenden Veranstaltungen nutzen und aufgrund dieser letztlich entscheiden, wie wir weiter verfahren», erklärt Blanckarts.
Die endgültige Inbetriebnahme der modernisierten St. Jakobshalle ist für Oktober 2018 geplant. Statt 9000 Besucher fasst die Halle neu 12'000.