Muttenz BL«Auto traf den Tanklaster wohl direkt am Vorderrad»
Wie kann ein Auto einen Sattelschlepper aus der Bahn werfen? Experten haben für 20 Minuten das Schock-Video des Crashs mit dem Methanol-Laster analysiert.
Das Video einer Überwachungskamera zeigt den Horror-Crash. (Video: Leserreporter)
Ein Video des dramatischen Unfalls, der sich im März 2018 auf der A2 bei Muttenz ereignet hat, sorgt für Aufsehen – und wirft Fragen auf: Wer profitiert von der Veröffentlichung des Videos? Und wie konnte der leichte Personenwagen den schweren Methanol-Laster zum Kippen bringen?
Thomas Sedlaczek, Disponent beim Logistikunternehmen Leimgruber in Pratteln, hat selbst jahrelang als Chauffeur gearbeitet. «Das Video ist sicher ein Fake», so die erste Reaktion des ehemaligen Lastwagen-Chauffeurs, als er vom Unfallvideo erfuhr. Er hielt es zunächst nicht für möglich, dass ein Auto einen Sattelschlepper zum Überschlagen bringen könne.
«Auto trifft Laster an der Vorderachse»
Nachdem er das Video angesehen hat, erklärt sich Sedlaczek den Unfall so: «Der Personenwagen kommt mit einer sehr hohen Geschwindigkeit und trifft den Lastwagen direkt an der Vorderachse. Durch den hohen Schwerpunkt des Lasters und die ruckartige Lenkbewegung nach rechts kippt der LKW auf die Seite.» Wäre der Einschlag nicht direkt auf das Rad erfolgt, wäre wohl nicht so viel passiert, vermutet Sedlaczek. «Hier kommen leider viele Komponenten zum Tragen, welche im ungünstigsten Zeitpunkt aufeinander trafen», sagt er.
Bettina Zahnd, Leiterin Unfallforschung und Prävention bei der Axa-Versicherung, kommt zum gleichen Schluss: «Das Auto kam sicherlich mit einer gewissen Geschwindigkeit und bringt ein Gewicht von mindestens einer Tonne mit. Damit traf es, wie es aussieht, direkt das Vorderrad.» Dieser Impuls habe vermutlich gereicht, um das Rad nach rechts zu drehen, mutmasst sie. «Dazu kommt, dass der Fahrer wahrscheinlich erschrak und gegenlenkte, um seine Fahrsituation auszubessern», so Zahnd weiter. Auch sie vermutet, dass die Folgen für den Laster weniger gravierend gewesen wären, hätte das Auto ihn an einer anderen Stelle getroffen.
Mit 3D-Scanner und Drohne
Zur Analyse des Unfalls kamen bei der Baselbieter Polizei modernste Mittel zum Einsatz. Erst seit diesem Jahr besitzt sie auch einen 3D-Scanner. «Mit diesem Gerät lässt sich die Unfallstelle gerichtstauglich vermessen», so Polizeisprecher Adrian Gaugler. Des weiteren setze man bei der Sachverhaltsaufnahme auch eine Drohne ein, mit der die Unfallstelle aus der Luft aufgenommen und ebenfalls vermessen werden könne. «Neben den Patrouillen der Sicherheitspolizei können je nach Ereignis auch noch die Spezialisten der Unfallgruppe aufgeboten werden», sagt Gaugler.
Die Ergebnisse der Unfalluntersuchung sind noch unter Verschluss, da das Strafbefehlsverfahren noch nicht rechtskräftig abgeschlossen ist.