«Starke Frauen können zu Verunsicherung führen»

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Trendforscherin«Starke Frauen können zu Verunsicherung führen»

Muskeln machen Frauen sexy, findet Fitness-Junkie Natalie Friedli. Viele Leser sehen das anders. 20 Minuten sprach mit Trendforscherin Christine Schäfer über Schönheitsideale.

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sul

20 Minuten hat Natalie Friedli im Training besucht. (Video: sul)

«Muskeln sind die neuen Kurven der Frau»: Diese steile These vertritt Fitness-Junkie Natalie Friedli. Zwar erhält Friedli von manchen Lesern Zuspruch. Die Mehrheit in der Kommentarspalte findet aber: Die Solothurnerin hat zu viele Muckis.

20 Minuten sprach mit Trendforscherin Christine Schäfer über weibliche Schönheitsideale – und wie viel Muskeln darin Platz haben.

Frau Schäfer, Muskeln seien die neuen Kurven der Frau, behauptet Fitness-Sportlerin Natalie Friedli. Wie sehen Sie das?

Die Aussage stimmt sicher zu einem Teil. Stark und muskulös zu sein, ist in den letzten Jahren für eine wachsende Zahl von Frauen erstrebenswert geworden. Noch vor ein paar Jahren sah man Frauen im Gym vor allem beim Cardio-Training, heute stemmen viele von ihnen auch Hanteln. Strong is the new skinny – man fühlt sich gut, wenn man stark ist. Parallel gibt es aber auch andere Schönheitsideale. Man denke etwa an die klassische Sanduhr-Figur à la Kim Kardashian – wobei auch dahinter viel harte Arbeit im Gym steckt.

Wie viel Muskeln darf Frau heute haben?

Das kann und will ich so pauschal nicht beantworten. Die Grenze des Akzeptierten hängt sicherlich auch davon ab, wen man fragt: Leute, die selber Krafttraining betreiben, finden muskulöse Frauen vermutlich eher schön als andere. Was mich aber ärgert ist, dass wir 2018 immer noch über die Idealmasse einer Frau – oder auch eines Mannes – diskutieren müssen.

Durchtrainiert vom Scheitel bis zur Sohle: Fitness-Junkie Natalie Friedli.
Wie viele Muskeln darf Frau haben? Natalie Friedli sagt über sich: «Ich finde meinen Körper sexy. Muskulöser möchte ich aber nicht sein.»
Für ihren Body schwitzt die Solothurnerin viermal die Woche im Fitnesscenter.
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Durchtrainiert vom Scheitel bis zur Sohle: Fitness-Junkie Natalie Friedli.

Marc Gilgen/TFP

Männer reagieren in der Kommentarspalte mit teils heftiger Ablehnung auf Friedlis Körper. Wie erklären Sie sich das?

Starke Frauen können zu Verunsicherung führen. Im Zuge von Emanzipation und #MeToo werden alte Rollenbilder aufgelöst: starker Mann beschützt schwache Frau – so einfach ist das heute nicht mehr. Wenn Frauen plötzlich mehr Gewichte stemmen können, fühlen sich einige Männer vielleicht in ihrer Männlichkeit bedroht.

Wie hat sich das Schönheitsideal bei Frauen in den letzten Jahren verändert?

Ein fitter und gesunder Körper ist heute sowohl bei Frauen als auch Männern im Trend. In der heutigen Zeit von Body Positivity existieren aber viele Schönheitsideale nebeneinander: von gertenschlank über Kardashian-Sanduhr oder Bodybuilder-Muskeln bis hin zu Plus-Size ist für jeden Geschmack etwas dabei.

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