Kontroverse Ausstellung«Besucher berührten die Genitalien der Leichen»
«Bodies Exhibition – echte Körper» stellt in Bern bis zum 14. Oktober plastinierte Leichen aus. Trotz hoher Besucherzahlen kommt die Ausstellung beim Publikum nicht gut an.
Negative Kommentare auf Facebook, enttäuschte Besucher nach der Ausstellung und Aktivisten, die sich vor dem alten Tramdepot versammeln: Die Ausstellung «Bodies Exhibition – echte Körper» mit echten Leichen sorgt in Bern für Aufregung.
Auf der Facebook-Seite des holländischen Ausstellers häufen sich Kommentare von enttäuschten Besuchern. Einige klagen über überteuerte Eintrittspreise, andere über falsch angeschriebene Objekte. Wiederum andere kritisieren, dass die Herkunft der Körper nicht klar kommuniziert werde.
Lieblos hingestellte, verstaubte Leichenteile
Laut Experten könnte es sich bei den in Bern ausgestellten plastinierten Leichen um hingerichtete Chinesen handeln, die ohne ihr Einverständnis ausgestellt würden, wie 20 Minuten bereits berichtete.
So fordern Besucher vom Veranstalter Klarheit: «Ich erwarte von einem Veranstalter einer solch kontroversen Ausstellung eine professionelle Stellungnahme, welche sich den Bedenken annimmt und diese bestenfalls mit Fakten und Beweisen aus dem Weg räumt», schreibt eine Facebook-Userin, die vorhatte, die Ausstellung zu besuchen.
Viele beklagen sich auch über die Aufbereitung der Leichen: «Die Objekte scheinen lieblos hingestellt», schreibt eine Besucherin auf Facebook. Diverse Objekte seien defekt, andere wiederum falsch oder nur auf Englisch angeschrieben: «Bei manchen liegt einfach nur ein A4-Papier mit einigen Infos lieblos am Boden», so ein Besucher der Ausstellung.
Fotos mit den Toten
Viele Besucher können es nicht verstehen, dass die Körper nicht in Glasvitrinen oder abgesperrt ausgestellt würden: «Man kann sie einfach anfassen. Es ist auch keine Aufsicht vor Ort. Ich habe Leute gesehen, die Selfies mit den Leichen gemacht haben», erzählt ein Leser-Reporter. Andere berichten, wie Besucher die Exponate angefasst hätten: «Besucher berührten sogar die Genitalien der Leichen. Ich finde, das geht schon fast in Richtung Leichenschändung», sagt ein Besucher zu 20 Minuten.
Handelt es sich um hingerichtete Chinesen?
Vor der Ausstellung standen am Montag zwei Aktivistinnen, die Besucher auf die mögliche Herkunft der plastinierten Leichen aufmerksam machten. Beide sind Anhänger der Falun Gong, einer Bewegung, die seit 1999 von der chinesischen Regierung verfolgt wird.
«Bodies Exhibition echte Körper» stellt in Bern bis zum 14. Oktober echte Leichen aus. Trotz hoher Besucherzahlen kommt die Exposition beim Publikum nicht gut an
Die Aktivistinnen befürchten, dass es sich bei den ausgestellten Leichen um getötete Falun-Gong-Anhänger handeln könnte, deren Organe von China weiterverkauft wurden.
Laut Wikipedia wurden in China bis 2017 mindestens 3700 Falun-Gong-Anhänger getötet. Lokale Beobachter berichteten sogar, dass Ermittlungen zufolge über 100'000 Praktizierende getötet wurden, um Chinas Organtransplantations-Industrie zu versorgen.
Organisator schweigt
Am 4. Oktober schrieb der Aussteller auf Facebook, dass diverse Vorwürfe in Zeitungsberichten aus der Luft gegriffen seien und der Veranstalter bereits einen Gerichtsprozess in Holland dazu gewonnen habe. Zudem versprach er auf Facebook ein Communiqué zu den Vorwürfen, welches jedoch bis heute nicht publiziert wurde.
Die Ausstellung «Bodies Exhibition – echte Körper» kommt vielen Bernern bekannt vor. Jedoch wird die Ausstellung oft mit der weltbekannten «Körperwelten»-Ausstellung verwechselt, die seit 1995 an vielen Orten der Welt zu bestaunen war.

Besuch von der Polizei
Die kontroverse Ausstellung im alten Tramdepot führte dazu, dass die Polizei ausrücken musste. Wie «der Bund» berichtet, ging bereits am 4. Oktober eine Anzeige gegen die Exposition ein. Die Justiz muss jetzt abklären, wie substanziell der Verdacht ist, dass die Leichen von chinesischen Regimegegnern stammen, die zuvor in chinesischen Gefängnissen inhaftiert waren. Der Besitzer der Ausstellung war für 20 Minuten nicht erreichbar.