1200 ÜbergriffeInselspital schlägt wegen rabiaten Patienten Alarm
Physische und verbale Attacken gegenüber Mitarbeitern stehen im Berner Inselspital an der Tagesordnung. Letztes Jahr kam es zu 1200 Übergriffen – eine dramatische Zunahme.
Mitarbeiter des Inselspital Bern werden immer häufiger physisch oder verbal angegriffen. Die Gewalt gegen das Personal auf der Notfallstation hat laut Monika Kugemann, Kommunikation und Marketing Insel Gruppe, besonders in den letzten zwei Jahren zugenommen. Etwa dreimal pro Tag musste das Spital-Personal letztes Jahr Verstärkung anfordern.
1200 Übergriffe
Erhebungen zeigen, dass es im vergangenen Jahr zu 1200 Zwischenfällen im Notfallzentrum gekommen ist, bei denen der hauseigene Sicherheitsdienst alarmiert werden musste. «Das zeigt, dass irgendetwas draussen in der Gesellschaft passiert, das so nicht sein dürfte. Das erschreckt mich sehr», sagt Aristomenis Exadaktylos, Chefarzt und Direktor des Notfallzentrums, gegenüber dem Radiosender Energy Bern.
Die Zwischenfälle haben im Vergleich zum Vorjahr um 33 Prozent zugenommen. 2016 waren es noch rund 600 Übergriffe gewesen. Am stärksten betroffen sind Pflegefachpersonen, weil sie die meiste Zeit beim Patienten arbeiten. «Daher sind auch die meisten Aggressionsopfer Frauen», so Kugemann.
Todesdrohungen
Nicht nur physische, sondern auch verbale Angriffe erleben die Mitarbeiterinnen. «Drohungen gegen das Leben sind traumatisierend, vor allem für unsere jüngeren Mitarbeiterinnen», sagt Exadaktylos. Eine Todesdrohung könne schlimmer sein als ein Schlag in den Bauch.
Bereits 2013 berichtete 20 Minuten von Angriffen von Patienten gegenüber Pflegepersonal. Betroffene erzählten von plumper Anmache, schlüpfrigen Angeboten und Grapschereien. Konkrete Zahlen gab es damals jedoch keine.
Alkohol und Drogen als Ursache
Was ist der Grund, dass es vermehrt zu Übergriffen kommt? «Besonders häufig sind bei aggressiven Patienten Alkohol oder Drogen im Spiel», so der Chefarzt. Es gibt noch eine weitere Ursache: Psychische Probleme können auch zur Gewalttätigkeit führen.
Das Notfallzentrum schule alle Mitarbeitenden regelmässig darin, sich gegen Aggressionen zu verteidigen, aber auch wie sie diesen vorbeugen können. Auch werden solche Übergriffe im Team aufgearbeitet. Andererseits wurden auch bauliche Massnahmen ergriffen. Die Empfangstheke verfügt neu über drei Schaltereinheiten. Diese können zum besseren Schutz der Mitarbeitenden geschlossen werden.
Arbeiten Sie im Raum Bern als FaGe und wurden von Patienten verbal und/oder physisch attackiert? Dann erzählen Sie uns hier von ihren Erlebnissen.