Protest gegen BunkerAsylsuchende wollen nicht in Zivilschutzanlage
Asylbewerber campieren derzeit vor dem Bahnhof Solothurn. Eigentlich hätten sie in eine Zivilschutzanlage einziehen sollen – doch sie weigern sich. Diese Unterkunft sei menschenunwürdig.
Die zehn jungen Männer aus der Türkei, Ägypten, Palästina und Afghanistan campieren seit vier Tagen vor dem Haupteingang des Bahnhofs Solothurn – sie protestieren dort gegen die Unterkunft, in die sie eigentlich hätten einziehen sollen. Vorgesehen war, dass sie in der unterirdischen Zivilschutzanlage von Kestenholz SO untergebracht würden. Doch da wollen sie nicht hin: «Dort sind wir zu zwölft in einem Schlafraum zusammengepfercht, es ist extrem eng und stinkt», sagt Abdullah aus der Türkei. «Auch wir sind Menschen, nicht Tiere.»
Am Bahnhof Solothurn wollen sie nun weiter ausharren, bis die Behörden ihnen eine für sie akzetable Alternative anbieten würden Alter– derzeit erwägen sie gar, in den Hungerstreik zu treten. Ein erstes Angebot des Solothurner Amts für Soziale Sicherheit, in eine andere, oberirdische Unterkunft des Kantons zu ziehen, haben sie am Wochenende abgelehnt: «Dort wird geklaut und geprügelt, wir wollen auch dort nicht hin», lautet die Begründung der jungen Asylbewerber.
Die Passanten am Bahnhof Solothurn reagieren unterschiedlich auf die protestierenden Asylsuchenden. Die einen bringen ihnen spontan etwas zu essen vorbei und ermutigen sie darin, sich für eine menschenwürdige Unterkunft zu wehren. Andere haben kein Verständnis. Passant Ulrich Kirchofer etwa sagt: «Ich habe im Militärdienst immer wieder in solchen Unterkünften geschlafen, das war für mich kein Problem. Wer als Asylbewerber hierher kommt, kann kein Hotelzimmer erwarten.» Auch Aggressionen waren die am Bahnhof campierenden Asylsuchenden gemäss ihren Angaben schon ausgesetzt: «Man hat auf unsere Sachen uriniert und uns mit Milch überschüttet.»
Unterbringung in Zivilschutzanlage ist laut Behörden «normaler Standard»
Claudia Hänzi, Chefin des Amts für Soziale Sicherheit des Kantons Solothurn, sagt, man sei mit den Asylbewerbern «im Gespräch». Die Unterkunft in Kestenholz habe man abgenommen und für angemessen befunden. «Die Unterbringung von Asylsuchenden in einer solchen Zivilschutzanlage ist normaler Standard.»
Eigentlich hätten die Asylbewerber, die Kestenholz aufnehmen muss, bei Tageslicht untergebracht werden sollen: Die Gemeinde hatte für sie Wohncontainer errichten wollen. Den Kredit dafür lehnten die Stimmbürger von Kestenholz in der Gemeindeversammlung jedoch ab. Um die Zivilschutzanlage wohnlich zu machen, habe man einiges investiert, sagt Arno Bürgi, Präsident der Einwohnergemeinde Kestenholz. «Wir haben sie mit Waschmaschine, Tumbler, Telefon, TV, einem Internet-Anschluss und einem Töggelikasten ausgestattet.» In der Gemeinde herrsche deshalb «ein gewisses Unverständnis» über die Weigerung der Asylsuchenden, dort einzuziehen. Derzeit wird die Anlage von zwei Asylbewerbern bewohnt, die sich nicht am Protest beteiligen.