Belgrad-Fans in Bern«Das war der Talgrund meiner Berufslaufbahn»
Rund um das Spiel YB – Roter Stern Belgrad kam es am Mittwoch zu zahlreichen Zwischenfällen. Die Polizei war bis in die Nachtstunden gefordert.
Das Spiel zwischen den Berner Young Boys und Roter Stern Belgrad wurde von Berns Sicherheitsdirektor Reto Nause als «rotes Spiel» eingestuft. Höchste Sicherheitsstufe also. Die Bilanz am nächsten Tag: fünf Verletzte Personen, drei Warnschüsse von der Polizei, zwei geplünderte Kioske, gefälschte Tickets und Bierwürfe.
Polizei feuert drei Schüsse ab
Der Abend begann alles andere als friedlich. Über 1000 Belgrad-Fans machten sich gegen 18 Uhr von der Innenstadt auf den Weg zum Stadion. Beim Bollwerk kam es bereits zu ersten Ausschreitungen, wie ein Leser-Reporter berichtet: «Ein Mann provozierte die Belgrad-Fans bei der Drogenabgabestelle. Rund 15 Personen gingen dann auf ihn los und verprügelten ihn.»
Die aufgebrachten Fans hätten ihn mit Stangen und Glasflaschen geschlagen. Zwei Polizisten versuchten den verletzten Mann, der nicht mehr ansprechbar gewesen sei, mit Schlagstöcken vor den wütenden Fans zu schützen. Dies habe jedoch nicht funktioniert. Daraufhin feuerte ein Polizist drei Warnschüsse aus seiner Dienstwaffe ab. In der Folge liessen die Fans vom verletzten Mann ab.
Video: Leser-Reporter
Mann von Glasgegenstand am Kopf getroffen
Rund 50 Meter weiter, auf der Lorrainebrücke, kam es bereits zum nächsten Zwischenfall. Ein Leser-Reporter berichtet von Blutspuren auf der Brücke und Sanitätern, die sich um einen verletzten Mann kümmerten – er hatte bereits Bandagen um den Kopf gewickelt, es tropfe Blut hinunter. «Er war in den Farben von Roter Stern gekleidet», sagte eine Augenzeugin. Ein Teil der Brücke wurde deshalb von der Polizei abgesperrt. Nach ersten Erkenntnissen, handelte es sich um einen Fan, der von einem Gegenstand aus Glas am Kopf getroffen wurde und sich dadurch verletzte. Er musste mit der Ambulanz ins Spital gebracht werden.
Bierwürfe wegen Regenbogenfahne
Auch im Lorraine-Quartier fielen diverse Belgrad-Fans negativ auf. Auf der Höhe des Restaurants Café Kairo warfen zahlreiche Fans mit Bierdosen nach einer Regenbogenfahne, die als Zeichen für Toleranz, Akzeptanz und Vielfalt steht.
Ein Bewohner des Quartiers ist empört: «Es waren widerliche Fans. Zuerst schlagen sie einen Drogenabhängigen zusammen, marschieren dann durch unser Quartier und schmeissen Bierdosen gegen eine LGBT-Fahne. Ich verstehe nicht, wie die Polizei so etwas zulassen kann. Von enger Begleitung, wie das Sicherheitsdirektor Reto Nause sagte, habe ich nichts gesehen.»
Zwei Kioske geplündert
Während die einen Fans mit Bier nach der LGBT-Fahne warfen, plünderten andere einen Kiosk in der Lorraine. Die Belgrad-Fans betraten den Laden und klauten zahlreiche Bierdosen. Auch im Breitenrainquartier wurde Bier aus einem Kiosk geklaut. Die Verkäuferin musste hilflos mit ansehen, wie die vorbeiziehenden Fussball-Fans einfach Bierdosen aus ihren Regalen nahmen.
Die Verkäuferin hat so etwas noch nie erlebt: «Ich mache diesen Job seit über zehn Jahren, aber das war der Gipfel, respektive der Talgrund. Da ist einfach ein Mob gekommen, hat Bier geklaut, mich angeschrien und ausgelacht und ist wieder verschwunden», sagt sie.
Weitere verletzte Personen
Auch nach dem Fussballspiel war die Polizei gefordert und musste wegen diverser Tätlichkeiten intervenieren. Bei verschiedenen Vorfällen wurden ein Mann und eine Frau verletzt, die beide mit der Ambulanz ins Spital gebracht werden mussten. Am früheren Abend konnte die Polizei einen Mann festhalten, gegen den eine Einreisesperre vorlag. Zudem wurden bei einem Mann gefälschte Tickets für das Spiel gefunden.
Nach dem CL-Quali-Spiel gegen Belgrad gerieten in der Hauptstadt Fans aneinander.
(Video: Tamedia)