Infusionsbeutel statt KugelnBlut-Weihnachtsbaum als wütender Protest
Eine Interlakner Künstlerin sorgt mit ihrer Kunstinstallation erneut für Aufregung: Anstatt Weihnachtskugeln, schmücken 500 Blutinfusionsbeutel den Baum.
Am 1. Dezember erleuchtete auf dem Turbinenplatz in Zürich ein aussergewöhnlicher Baum: Von weitem leuchtet der 6,5 Meter hohe Christbaum schön rot-violett. Doch wenn man ihn von näherem betrachtet, fällt einem zuerst die Kinnlade herunter. Insgesamt schmücken 500 Infusionsbeutel den Baum.
Der «blutige» Weihnachtsbaum von Barbara Kiener aus Interlaken hat bereits Diskussionen ausgelöst. Erste Reaktionen waren positiv, die Aktion wird aber auch als makaber bezeichnet. Die Künstlerin gibt zu, dass es doch eher provokant sei, gerade in der Weihnachtszeit, einen solchen Baum auszustellen.
Blutige Adventszeit
Die Botschaft hinter dem Baum erläutert die Bernerin Kiener gegenüber 20 Minuten: «Mit dem Baum will ich die blutige Schattenseite unseres Konsums während der Adventszeit darstellen». Vor allem spiele der erhebliche Fleischkonsum eine grosse Rolle. «Ich stelle nicht nur die Gesellschaft an den Pranger, sondern betrachte mich auch als mitschuldig», so die Künstlerin. Sie sei sich bewusst, dass selbst sie eine persönliche Mitschuld an Gewalt, Krieg und Tierleid habe.
Aber verschwendet sie denn nicht kostbare Blutreserven? Nein, denn das Blut in den Beuteln an der Tanne ist nicht echt. Die Interlakner Künstlerin versicherte gegenüber 20 Minuten, dass es nur eine eine rot gefärbte, blutartige Flüssigkeit sei.
Echtes Blut sollte aber doch noch zum Einsatz kommen. Am Sonntagabend um 17 Uhr kündigte Barbara Kiener im Cabaret Voltaire in Zürich eine exklusive Vorstellung an: Dabei wollte die Künstlerin zuvor abgezapftes Eigenblut vor schockiertem Publikum gurgeln. Dies, währenddem sie 50 Wörter aufzählt, die ihre Mitschuld bestätigen.
Nicht die erste provokante Aktion
Es ist nicht das erste Mal, dass Kiener mit ihrer Kunst für Aufsehen sorgt. Vor einem Jahr stellte sie in der multikulturellen Tourismus-Metropole Interlaken einen Christbaum mit dem provokanten Spruch «No God No War» aus.
Der aktuelle Baum steht bis zum 27.Dezember auf dem Zürcher Turbinenplatz. Die Interlaknerin ergriff Eigeninitiative und fragte die Stadt Zürich für ihr Projekt an, die sie sehr offen empfangen habe. Hinter der Idee steht nicht nur Provokation, sondern auch grosse Arbeit. Die Installation wurde von vier Personen während neun Stunden aufgebaut.