Veganer plant erstes Katzencafé der Schweiz

Aktualisiert

Kaffee mit KaterVeganer plant erstes Katzencafé der Schweiz

Katzentempel-Gründer Thomas Leidner will in Bern das erste Schweizer Katzencafé eröffnen. Dafür muss er allerdings grosse gesetzliche Hürden meistern.

von
S. Ulrich

Gewinnen Sie einen Einblick ins Café Katzentempel in München (Video: Café Katzentempel).

Genüsslich einen Cappucchino trinken und dabei mit einem schnurrenden Kater schmusen: Tierfreunden wird bei diesem Gedanken warm ums Herz. In Japan gehören Katzencafés längst zum Alltag, und auch in Europa findet man sie in zahlreichen Grossstädten (siehe Box). Die Schweiz wartet indes noch immer auf ihr erstes Büsi-Bistro. Doch das könnte sich bald ändern.

Thomas Leidner, Geschäftsführer des Münchner Cafés Katzentempel, will in Bern das erste Schweizer Katzencafé eröffnen. Umgeben von plüschigen Samtpfoten, so die Grundidee, sollen gestresste Grossstädter zur Ruhe kommen und Tierfreunde ihre Sehnsüchte befriedigen können. Leidner ist überzeugt: «Das Konzept funktioniert überall auf der Welt – ganz sicher auch in der Schweiz.»

«Die Katze ist König – nicht der Kunde»

Im Münchner Katzentempel leben sechs Stubentiger – allesamt aus dem Tierheim – mit denen die Gäste spielen und kuscheln dürfen, sofern die Katzen dies wollen: «Es gibt keine Streichelgarantie», betont Leidner. Wird es den Vier- bei den Zweibeinern zu bunt, können sie sich in ein separates Zimmer oder auf einen der zahlreichen Kletterbäume zurückziehen.

Der Respekt vor dem Tier steht im Katzentempel über allem. Eine der wichtigsten Regeln im Umgang mit den Miezen ist daher, dass man sie nicht hochheben darf. Leidner: «Bei uns ist die Katze der König – nicht der Kunde.»

Kaffee mit Kater: Im Katzentempel ist man von flauschigen Samtpfoten umgeben.
Die Gäste dürfen mit den Katzen schmusen und spielen.
Was gibt's Schöneres als ein Nickerchen auf dem Schoss?
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Kaffee mit Kater: Im Katzentempel ist man von flauschigen Samtpfoten umgeben.

Facebook/Katzentempel

Im Katzentempel werden ausschliesslich vegane Speisen serviert. Denn Leidner geht es um das Wohl aller Tiere – und um Glaubwürdigkeit: «Die Katze auf dem Schoss streicheln und dazu einen Schweins-Burger zu essen wäre eine Doppelmoral.»

Stattdessen kann der Gast etwa in einen Bohnen-Chiasamen-Burger beissen und zum Dessert Erdnussbuttercrème mit Gojibeeren geniessen. «Wir wollen nicht dogmatisch rüberkommen, sondern aufzeigen, wie lecker die fleischlose Küche sein kann», erklärt Leidner. Einzig die Katzen ernähren sich nicht vegan.

Strenge Hygienevorschriften

Neben insgesamt vier Katzentempeln in Deutschland soll nun also Bern ein vegetarisch-veganes Büsi-Kafi erhalten. Die Lizenz an einen Berner Franchise-Nehmer habe er bereits vergeben, sagt Leidner.

Dennoch ist die Eröffnung noch alles andere als gewiss: Kantonschemiker Otmar Deflorin verweist auf die Hygieneverordnung, derzufolge in Räumen, in denen mit Lebensmitteln umgegangen wird, Tiere weder gehalten noch mitgeführt werden dürfen (siehe Box). «Gerade bei Katzen lässt sich nicht verhindern, dass sich diese auf den Tischen aufhalten und mit den Speisen in Berührung kommen», so Deflorin. Die Fütterung der Katzen und die Katzenklos seien ebenfalls nicht unbedenklich.

Eine erste Anfrage hätten die Behörden mit Verweis auf die geltenden Bestimmungen denn auch abschlägig beantwortet, wie Leidner einräumt. Doch er gibt nicht auf. Die Hygienevorschriften im Katzentempel seien streng: «Damit keine Katzenhaare im Essen landen, ist die Küche ist nur via Durchreiche mit dem Café verbunden, die Köche dürfen nicht in den Gästeraum und das Servicepersonal nicht in die Küche.» Die Speisen seien zudem mit Deckeln geschützt, wenn sie herausgegeben werden.

Nun gelte es, den Behörden aufzeigen, dass kein Kontaminationsrisiko bestehe, und eine griffige juristische Formulierung zu finden. Leidner: «Natürlich würden wir das Café gerne so wie in Deutschland aufziehen. Wir sind aber auch bereit, Anpassungen vorzunehmen, um die Schweizer Behörden glücklich zu machen.»

Hygieneverordnung

In der Hygieneverordnung des Eidgenössischen Departements für Inneres (EDI) heisst es in Artikel 14: «In Räumen, in denen mit Lebensmitteln umgegangen wird, dürfen Tiere weder gehalten noch mitgeführt werden.» Ausgenommen sind Hunde, die eine behinderte Person begleiten sowie Hunde in Begleitung von Gästen, wenn der Betriebsleiter dies erlaubt. Auch wenn Tiere im Gästeraum «so gehalten werden, dass kein Kontaminationsrisiko besteht», sind sie gestattet. Dies gilt allerdings nur für geschlossene Containments, namentlich Aquarien und Terrarien.

Katzencafés – ein wachsender Trend

Das Konzept der Katzencafés stammt aus Asien. 1998 eröffnete das allererste Café in Taipeh (Taiwan). Ihre grösste Popularität erlangten die Lokale ab 2004 in Japan: dort soll es mittlerweile über 300 sogenannte Neko-Cafés (japanisch für Katze) geben. Grund für den Boom: Viele Japaner leben in sehr kleinen Wohnungen, wo Haustiere nicht erlaubt sind. Also gehen sie zum Büsi-Schmusen eben ins Café.

Seit einigen Jahren ist der Trend auch in Europa angekommen. Katzencafés finden sich vorwiegend in Grossstädten wie London, Paris oder Wien. In Deutschland gibt es rund zehn Katzencafés. Das erste eröffnete Thomas Leidner 2013 in München – das Café Katzentempel.

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