Die Story eines Berners, der beide Beine verlor

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Tragischer UnfallDie Story eines Berners, der beide Beine verlor

Durch einen tragischen Unfall verlor Yannick Rebsamen am Heiligen Abend 2018 beide Beine. Nun spart der 23-Jährige auf eine Prothese, die ihm sein Alltag erleichtern würde.

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Mit diesem Video sammeln Yannick Rebsamen und seine Freunde Geld für eine neue Prothese. (Video:Youtube/Yannick Rebsamen)

Yannick Rebsamen kann sich kaum an Heiligabend erinnern. Was er aber nie vergessen wird, ist der Moment als er im Spital aufwacht – ohne Beine. Gemeinsam mit einem Kollegen ging der 23-Jährige an jenem Abend nach Zürich, um in einem Club zu feiern. Am nächsten Tag wachte der junge Mann aus Wabern im Spital auf, um ihn herum seine Eltern und besten Freunde. «Als sie mir erzählten, dass ich meine Beine bei einem Zugunfall verloren hätte, musste ich lachen.» Erst als man ihm die Decke wegzog, verstand er den Ernst der Lage – und dass er auch tot sein könnte.

Rebsamens wenige Erinnerungen sind schummrig: Im Club sei er glücklich gewesen, hätte keine negativen Gefühle gehabt. Im HB Zürich war dies offenbar anders. Durch Überwachungsvideos konnte der Unfall rekonstruiert werden. «Man sieht auf den Videos, dass es mir sehr schlecht ging», so der Berner. Auf dem Gleis 31 sprang der Berner auf die Gleise und lief in den dunklen Tunnel. Zu diesem Zeitpunkt waren noch fünf andere Menschen auf dem Perron, die auf den Zug warteten. «Leider hat mich niemand bemerkt, alle schauten auf ihr Handy.» Der lebensfrohe junge Mann wird vom Zug erfasst.

Yannick Rebsamen verlor im Dezember 2018 durch einen Zugunfall beide Beine.
Seine grösste Leidenschaft, Fussball, hat Rebsamen dadurch verloren.
Trotzdem ist Sport immer noch ein wichtiger Bestandteil seines Lebens.
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Yannick Rebsamen verlor im Dezember 2018 durch einen Zugunfall beide Beine.

PD

Schluss mit der Leidenschaft

Rebsamen sei für kurze Zeit tot gewesen, wurde ihm im Spital mitgeteilt. «Das hat mich fast mehr mitgenommen, als der Verlust meiner Beinen.» Im Spital musste der junge Mann ins Koma versetzt und seine Beine amputiert werden. Ein harter Schicksalsschlag für den Sportverrückten.

«Ich habe begonnen Fussball zu spielen, als ich vier Jahre alt war. Es war meine grosse Leidenschaft.» Er spielte unter anderem bei den Junioren des BSC YB, absolvierte ein Probetraining für Manchester City und spielte mehrere Jahe lang Futsal. Er war vor allem für seine Schnelligkeit mit dem Ball bekannt.

Heute kann der Berner seinem Lieblingshobby nicht mehr nachgehen: «Der Unfall hat mir das genommen, was ich am liebsten gemacht habe.» Nichtsdestotrotz bleibt Sport ein wichtiger Bestandteil in seinem Leben. Er trainiert regelmässig im Fitnesszentrum und überlegt sich demnächst das Gokart-Fahren auszuprobieren.

Positives Mindset

Die ersten zwei Wochen nach dem Unfall waren für Rebsamen die schlimmsten. Danach habe er gelernt sich mit der Situation zu arrangieren: «Ich bin der Meinung, dass wenn man positiv denkt, einen das Glück irgendwann finden wird.» Seither gehe es in seinem Leben wieder bergauf.

Kämpfernatur Rebsamen will nun seine Selbstständigkeit zurückerlangen – dazu braucht er die richtige Prothesen. «Ich habe zwar zwei Prothesen, diese sind jedoch für Leute gemacht, die nur ein Bein verloren haben.»

Kässeli reicht nicht, Versicherung zahlt nicht

Rebsamen spart darum für spezielle Knieprothesen einer deutschen Firma. «Mit dieser Prothese könnte ich besser laufen und wäre dadurch selbstständiger.» Ein grosses Stück Lebensqualität für Rebsamen. Ausserdem könne er damit auch Velofahren oder sogar Schwimmen. Einziger Knackpunkt: Die Prothesen kosten 300'000 Franken. Ein Betrag der sich Rebsamen nicht leisten kann und die Versicherung nicht übernehmen will. Deswegen sammelt er nun via Crowd-Funding Geld für diese Prothesen. Innert zwei Tagen sind so bereits 6000 Franken zusammengekommen.

Der junge Mann macht sich bereits Gedanken was er mit seiner neu erlangten Freiheit anfängt: «Ich will andere motivieren. Ich will ihnen zeigen, dass man auch nach so einem Schicksalsschlag ein glückliches Leben leben führen kann.»

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