Tausende Abfall-Rüebli auf Feld sorgen für Empörung

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Food-WasteTausende Abfall-Rüebli auf Feld sorgen für Empörung

Auf einem Feld bei Sugiez FR liegen unzählige weggeworfene Rüebli herum. Ein Leser ist entsetzt darüber. Der Bauer allerdings hat für den Ärger wenig Verständnis.

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rc/sul
Zwischen Sugiez FR und Ins BE liegen unzählige weggeworfene Rüebli verstreut. «Sie entsprechen wohl nicht der gewünschten Norm, deshalb werden sie achtlos liegengelassen», vermutet ein Leser.
Laut dem Feldbesitzer handelt es sich um Rüstabfälle, die er wöchentlich bei den Kollegen einsammle. Sie würden den Boden auf den Feldern ein wenig aufbessern. Die Empörung des Lesers findet der Bauer scheinheilig: «Wenn im Laden mal ein Rüebli etwas krumm oder fleckig ist, lassen es die Leute liegen.»
Bei Coop hat man andere Erfahrungen gemacht. Unter der Eigenmarke Ünique verkauft der Grossverteiler seit 2013 Früchte und Gemüse, die aus der Norm fallen.
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Zwischen Sugiez FR und Ins BE liegen unzählige weggeworfene Rüebli verstreut. «Sie entsprechen wohl nicht der gewünschten Norm, deshalb werden sie achtlos liegengelassen», vermutet ein Leser.

Leser-Reporter/David Bovard

Leser-Reporter David* war letzten Sonntag mit seiner Frau zwischen Ins BE und Sugiez FR unterwegs, als sich ihm ein unschöner Anblick bot: Auf einem Feld direkt an der Hauptstrasse lagen Tausende Rüebli. «Sie entsprechen wohl nicht der gewünschten Norm, deshalb werden sie achtlos liegengelassen», vermutet David. Auch Salat und Sellerie gesellen sich zum Karotten-Teppich. Noch nie habe er eine solche Masse an weggeworfenem Gemüse gesehen, sagt der konsternierte Leser.

Das Paar hielt schliesslich an, sammelte einige Karotten ein und kochte sie zu Hause. «Sie waren schmackhaft, es gab nichts zu beanstanden», sagt David. Andere Leute hätten es ihnen gleichgetan.

Rüebli als Bodenverbesserer

Laut dem Besitzer des Feldes handelt es sich um Rüstabfälle, die er wöchentlich bei den Kollegen einsammle. «Die Rüebli entsprechen nicht den Qualitätsbestimmungen und sind deshalb nicht in den Verkauf gekommen», erklärt der Landwirt aus Kerzers FR. Nun würden sie den Boden auf den Feldern ein wenig aufbessern.

Die Empörung des Lesers findet der Bauer scheinheilig: «Wenn im Laden mal ein Rüebli etwas krumm oder fleckig ist, lassen es die Leute liegen.»

Coop: Verkauf krummer Rüebli steigt

Bei Coop hat man andere Erfahrungen gemacht. Unter der Eigenmarke Ünique verkauft der Grossverteiler seit 2013 Früchte und Gemüse, die aus der Norm fallen. Das Label sei «ein voller Erfolg» und komme bei den Kunden sehr gut an, sagt Sprecherin Andrea Bergmann: «Die Nachfrage nach Ünique-Produkten steigt jedes Jahr.» Über 870'000 Kilogramm Früchte und Gemüse habe Coop letztes Jahr unter dem Siegel verkauft.

Bei Migros gibt es kein eigenes Label für krumme Rüebli und Gurken. Unförmige Exemplare von Früchte- und Gemüsesorten seien in die M-Budget-Linie integriert, heisst es auf Anfrage.

Man erachte dies als effizienter und flexibler als eine Eigenmarke nur für unförmiges Gemüse.

99 Prozent der Abfälle für Dünger oder Futter verwendet

Gemäss Zahlen des Bundesamtes für Umwelt (Bafu) fallen in der Landwirtschaft jedes Jahr 225'000 Tonnen Lebensmittelverluste an. Dabei handelt es sich um Ernterückstände oder Ernteausschüsse. Mit technischen oder organisatorischen Massnahmen wäre es laut dem Bafu möglich, rund 90 Prozent der Abfälle zu vermeiden – also rund 200'000 Tonnen.

Gründe für die Verluste sind laut Bafu geltende Industrienormen nachgelagerter Branchen sowie technische Bedingungen und unzweckmässige Lagerung. Nur gerade 2000 Tonnen – 1 Prozent der Verluste – werden in der Abfallwirtschaft thermisch zu Elektrizität und Wärme verwertet. Der Rest wird als Dünger oder zur Bodenverbesserung auf den Feldern ausgebracht oder an Tiere verfüttert.

*Name der Redaktion bekannt

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