«Gratis»-Mini-Papagei in Plastiksack ausgesetzt

Aktualisiert

Unterseen BE«Gratis»-Mini-Papagei in Plastiksack ausgesetzt

Ein einsamer kleiner Vogel wurde im Berner Oberland in einem Käfig in einem Plastiksack ausgesetzt. Das Verhalten des Besitzers sorgt für rote Köpfe.

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So fand die Oberländerin C.G.* den ausgesetzten Vogel.
Das Tier wurde bei einem Spielplatz in Unterseen ausgesetzt.
Ein Ehepaar aus der Region hat sich bereit erklärt, das Tier bei sich aufzunehmen.
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So fand die Oberländerin C.G.* den ausgesetzten Vogel.

zvg

Zuerst dachte sich C. G.* nicht viel dabei, als sie beim Spielplatz in Unterseen lautes Vogelgezwitscher vernahm. «Als ich jedoch bemerkte, dass das Gepiepse aus einer Plastiktasche bei der Sitzbank kam, bin ich sofort zum Sack geeilt», so die Oberländerin. Was sie dort sah, machte sie sehr wütend: «Da war eine einsamer, bunter, kleiner Vogel in einem viel zu kleinen Käfig.» Zwischen den Drähten sei ein «Gratis»-Zettel angebracht gewesen.

Auch andere Menschen seien dann auf den Vogel – vermutlich ein Zwergpapagei der Gattung Agapornide («Unzertrennliche») – aufmerksam geworden, darunter ein älteres Ehepaar, das ganz in der Nähe im Garten gearbeitet habe. «Sie kannten einen Tierarzt und wollten den Vogel dort sogleich untersuchen lassen», sagt G. Ausserdem hätten sie den Vogel auch gleich aufnehmen wollen: «Das Paar war sehr nett und versprach, den Vogel bei sich zu Hause aufzunehmen, einen grösseren Käfig zu besorgen und auch einen anderen Kanarienvogel als Gesellschaft zu kaufen.»

Wie ging es weiter?

Der Vorfall ereignete sich vor einigen Tagen, doch der Vogel geht G. nicht mehr aus dem Kopf. «Er ist mir ungeheuer ans Herz gewachsen und ich bereue, dass ich keinen Kontakt zum Paar habe.» Sie würde gerne wissen, wie es mit dem Vogel weitergegangen ist und wie er nun lebt.

(Keine) Anzeige gegen Besitzer

Das Ganze sei für sie eh noch nicht abgeschlossen: «Ich habe ein Foto des Vogels auf Facebook veröffentlicht. Dieses hat viele Reaktionen ausgelöst. 500-mal wurde der Beitrag geteilt und etliche Male kommentiert. Ich will nun den Besitzer finden.» Sie finde es wichtig, dass dieser zur Rechenschaft gezogen wird: «Ein Tier einfach auf der Strasse auszusetzen, geht gar nicht.» Sie habe auch Anzeige gegen unbekannt einreichen wollen: «Die Polizisten rieten mir jedoch davon ab und meinten, dass die Anzeige nur wenig Chancen auf Erfolg hätte.»

Das lässt Helen Sandmeier, Sprecherin des Schweizer Tierschutzes, nicht gelten: «Wenn ein Tier ausgesetzt wurde, dann gehört das angezeigt.» Es sei von Gesetzes wegen verboten, Tiere auf die Strasse zu stellen. In der Tat seien die Chancen, den Halter ausfindig zu machen, zwar eher klein. «Das spielt jedoch keine Rolle. Es ist eine Grundsatzfrage», sagt sie.

*Name der Redaktion bekannt

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