Frau in Burkini löst Polizeieinsatz in Badi aus

Aktualisiert

Balsthal SOFrau in Burkini löst Polizeieinsatz in Badi aus

Weil eine Frau in Balsthal SO im Burkini baden ging, rief die Bademeisterin die Polizei. Denn laut Reglement sind in dieser Badeanstalt nur europäische Badekleider erlaubt.

von
doz
Die Badi Moos in Balsthal im Kanton Solothurn verbietet ihren Gästen Ganzkörper-Badeanzüge.
Ganzkörper-Badeanzüge wie Burkinis haben seit ihrem Aufkommen überall auf der Welt für Aufsehen gesorgt und sind nicht überall gern gesehen.
«Das Tragen über die Knie ragender Badekleidung ist untersagt», steht in der Badeordnung des Schwimmbads Moos in Balsthal SO. Bademeisterin Ursula Nufer ergänzt: «Laut unserem Reglement sind nur ganz normale, europäische Badekleider erlaubt.»
1 / 3

Die Badi Moos in Balsthal im Kanton Solothurn verbietet ihren Gästen Ganzkörper-Badeanzüge.

Google Maps

In einer Badi in Balsthal SO kam es am Donnerstag zu einer Auseinandersetzung zwischen einer Frau in einem Burkini und einer Bademeisterin. Grund dafür war, dass in den Statuten der Badi deutlich festgehalten ist: «Das Tragen über die Knie ragender Badekleidung ist untersagt.»

Als die Frau im islamischen Badeanzug ins Wasser stieg, wurde sie von der Bademeisterin zurückgepfiffen, wie der «Blick» berichtet. Die Schwimmerin liess sich aber nicht beirren. Einige ihrer Freundinnen begannen zur selben Zeit, die Bademeisterin zu filmen und zu fotografieren.

«Schlichtende Funktion»

Nach einiger Zeit verständigte die Bademeisterin die Polizei. Erst danach entspannte sich die Situation ein wenig. Astrid Bucher, Mediensprecherin der Kantonspolizei Solothurn, bestätigt den Einsatz im Schwimmbad Moos am Donnerstag. Allerdings sei die Polizei gerufen worden, weil eine Frau die Bademeisterin gefilmt hatte.

«Die Polizisten hat dabei eine schlichtende Funktion eingenommen», so Bucher. Ob es aufgrund des Vorfalls zu weiteren Sanktionen kommt, könne man nicht sagen. Dies liege nicht im Aufgabenbereich der Polizei. «Eine Badeordnung kann nicht rechtlich durchgesetzt werden.»

«Normale, europäische Badekleider»

Die Bademeisterin hatte sich bereits vor einem Monat zum Thema Badekleidung geäussert. Damals sagte sie: «Laut unserem Badereglement sind nur ganz normale, europäische Badekleider erlaubt.»

Wer keine europäischen Badekleider besitzt und trotzdem in dieser Badi baden möchte, der müsse im Schwimmbad entsprechende Bekleidung mieten – oder den Ort verlassen. Grund dafür sei, dass im letzten Jahr alle Stammgäste das Bassin sofort verlassen haben, als jemand im Burkini ins Wasser gesprungen ist.

Geplante Aktion

Wie sich herausstellte, handelte es sich um eine geplante Aktion. Die Frau ist eine Anhängerin des Islamischen Zentralrates Schweiz (IZRS). Durch die Regelung in der Badi fühle sie sich in ihrere Religionsfreiheit eingeschränkt, sagt sie. Ähnliches steht im Anschluss auch auf dem Twitter-Account des IZRS.

Anzeige gegen IZRS-Aktivistin

Der IZRS bestreitet nicht, mit der Aktion die Konfrontation gesucht zu haben: «Unseren Mitgliederinnen ist zu Ohren gekommen, dass in der Badi nur noch ‹europäische Bademode› erlaubt ist. Sie geben zum Teil selbst Schwimmunterricht und sind von solch diskriminierenden Vorschriften direkt betroffen», sagt Generalsekretärin Ferah Ulucay. Mehrere Frauen im Burkini hätten sich darum in die Badi begeben. «Sie wollten zeigen, dass wir islamophobe Vorschriften nicht länger tolerieren.» Die Frauen hätten auch das Gespräch mit der Badmeisterin gesucht.

Ein IZRS-Mitglied habe die Aktion gefilmt. Weil die Badi keine Aufnahmen erlaube, habe man das Video wieder vom Netz nehmen müssen. Die Frau, die im Burkini ins Becken stieg, sei angezeigt und von der Polizei befragt worden. Ulucay kündigt Widerstand an: «Eine Busse werden wir auf keinen Fall akzeptieren.»

Am Sonntag wollte sich Gemeindeschreiber Bruno Straub auf Anfrage von 20 Minuten noch nicht zum Vorfall äussern. Man werde am Montag zusammensitzen und die Sache genau analysieren.

Deine Meinung zählt