«Offensichtlich organisierte Gewaltorgie»

Aktualisiert

Nause zu Reitschul-Krawallen«Offensichtlich organisierte Gewaltorgie»

Rund um die Berner Schützenmatte haben in der Nacht auf Sonntag Unbekannte gewütet. Die Polizei hat Tränengas eingesetzt.

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Leser-Reporter filmten die brennenden Barrikaden und den Polizeieinsatz in Bern. (Quelle: Leser-Reporter)

Nach den Eskapaden rund um die Berner Reitschule zieht die Berner Kantonspolizei nun Bilanz: Zwei Polizistinnen und acht Polizisten wurden verletzt. Elf Personen wurden angehalten; von ihnen sind fünf bereits polizeilich ausgeschrieben. Auch zum verursachten Schaden macht die Polizei nähere Angaben: Drei Autos sowie zwei Velos wurden durch das Feuer vollständig zerstört – «der Sachschaden dürfte sich gemäss ersten Schätzungen auf mehrere zehntausend Franken belaufen.»

Doch was war genau passiert? Rund um das alternativen Kulturzentrum Reitschule in Bern sind in der Nacht auf Sonntag von Unbekannten mehrere Strassenbarrikaden aufgestellt und teilweise in Brand gesteckt worden. Die Polizei rückte mit einem Grossaufgebot aus und wurde vor Ort mit Steinen, Flaschen und Laserpointern angegriffen. Die Beamten setzten Tränengas und Gummischrot ein. Auch ein Wasserwerfer wurde beigezogen.

Kurz nach Mitternacht zündeten vermummte Randalierer rund um die Berner Reitschule verschieden Barrikaden an.
Die brannten zuerst einmal eine gute halbe Stunde vor sich hin.
Dann griff die Polizei ein und versuchte die Barrikaden zu stürmen, wurden jedoch von den Vermummten gestoppt.
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Kurz nach Mitternacht zündeten vermummte Randalierer rund um die Berner Reitschule verschieden Barrikaden an.

Leser-Reporter

Reitschule: «Verhaltet euch deeskalativ»

Während der Nacht rief die Reitschule auf Twitter die Beteiligten dazu auf, sich «deesakalativ» zu verhalten. Im Kulturzentrum befanden sich den Angaben zufolge rund 1000 Personen. Es fanden mehrere Konzerte und Veranstaltungen statt. Die Konzerte und Veranstaltungen in Frauenraum, Grosser Halle, Rössli und Dachstock gingen weiter, während draussen die Barrikaden brannten. «Wir kümmern uns um die Sicherheit unserer Gäste», twitterten die Betreiber der Reitschule.

Die Hintergründe der Ausschreitungen sind noch unklar. Naheliegend ist jedoch, dass sie mit der Räumung des Gebäudes in der Berner Länggasse am letzten Dienstag zusammenhängen, das vom «Fabrikool»-Kollektiv besetzt worden war. Am Freitagabend hatten etwa 150 Personen friedlich gegen die Räumung demonstriert. Am Sonntagmorgen dann wurde auf dem linksautonomen Portal Barrikade.info ein Eintrag aufgeschaltet, in dem unter anderem Folgendes zu lesen ist: «Wir sind nicht friedlich. Aber wir reagieren nicht ziellos und unkontrolliert. Wir organisieren uns, und wir bleiben unkontrollierbar.» Und: «Und unser Angriff richtet sich gegen alle, die sich uns in den Weg stellen.»

«Offensichtlich organisierten Gewaltorgie»

Der Stadtberner Sicherheitsdirektor Reto Nause verurteilt die Krawalle aufs Schärfste. Er spricht von einer «offensichtlich organisierten Gewaltorgie» und geht davon aus, dass es sich bei den Urhebern um den «Kern der gewaltextremistischen linken Szene» handelt. Glücklicherweise habe es mehrere Anhaltungen gegeben. Nause hofft, dass die Urheber der Krawalle die «volle Härte des Gesetzes» zu spüren bekommen.

Nause weist darauf hin, dass die Einsatzkräfte der Polizei und auch der Feuerwehr massiv angegriffen worden seien. Zur Rolle der Reitschule äusserte er sich nicht näher. «Ich hatte den Eindruck, dass sich die Reitschule in der Geiselhaft von gewaltbereiten, kriminell agierenden Kreisen befindet.»

Nause wies darauf hin, dass es ein Transparent im Zusammenhang mit Fabrikool gegeben habe. «Für mich gibt es überhaupt keine Rechtfertigung irgendwelcher Art, dass man solche Gewaltakte begeht», betonte er.

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