Tötungsdelikte in Laupen und ZürichSchlägt der Mörder am 15. Dezember wieder zu?
Auch ein erneuter Zeugenaufruf hat die Ermittlungen zu den Tötungsdelikten in Zürich-Seefeld und Laupen BE nicht vorangebracht. Am Sonntag jähren sich die Morde.
Es gibt Serientäter, die morden nach der immer gleichen Vorgehensweise, mit der selben Tatwaffe oder sie wählen sich ähnliche Opfer aus – und es gibt solche, die schlagen an immer dem selben Datum zu. Zu letzteren könnte ein Mann gehören, nach dem die Berner Kantonspolizei seit Jahren sucht.
Der Unbekannte hat vor neun Jahren, am 15. Dezember 2010, in Zürich-Seefeld eine 56-jährige Psychoanalytikern in ihrer Praxis ermordet. Auf den Tag genau fünf Jahre später fand man in Laupen BE die Leichen eines 74-Jährigen und seiner Frau (64) in ihrem gemeinsamen Haus – auch sie waren Opfer eines Tötungsdelikts geworden.
Die DNA-Spur, die ins Nichts führte
An den beiden Tatorten wurden identische DNA-Spuren sichergestellt; es handelt sich mit grösster Wahrscheinlichkeit um jene des Täters. Eine Kontaminierung – dass also zum Beispiel ein Forensiker an beiden Tatorten war und entsprechende DNA-Spuren hinterliess – schliessen die Ermittler aus.
Die identische DNA-Spur blieb jedoch bis heute die einzige konkrete Parallele zwischen den beiden Tötungsdelikten. Denn die Massen-DNA-Tests, die im Umfeld der beiden Tatorte durchgeführt wurden, brachten keinen Erfolg: Die gesicherte DNA-Spur konnte niemandem zugeordnet werden.
Deshalb startete die Berner Kantonspolizei im letzten März einen erneuten Zeugenaufruf und gab weitere Details bekannt – etwa, dass das Opfer aus Zürich in den 1990er Jahren in der Region Bern wohnhaft war. Zudem wies sie auf das identische Datum der beiden Tötungsdelikte hin. Aber auch dieser Aufruf blieb ohne weiterführende Erkenntnisse. Man habe aktuell nichts Neues im Fall zu kommunizieren, heisst es bei der Kapo auf Anfrage.
Identisches Opferprofil weit häufiger
Dem Forensischen Psychiater Jens Sommer ist keine Deliktserie bekannt, bei der die Opfer jeweils am gleichen Datum getötet worden sind. Ohne nähere Angaben zum Täter könne man hinsichtlich Auslösern zudem nur im Trüben fischen. «Die können von einer Traumatisierung in der Kindheit bis hin zu einer Zwangssymptomatik reichen, bei der dieses Datum eine besondere Bedeutung hat», sagt Sommer. Weitaus häufiger seien Parallelen beim Opferprofil oder der Tatortwahl. Dass sich zum Beispiel also ein Sexualstraftäter stets Frauen desselben Typs aussucht und sich am selben Ort an ihnen vergeht, weil dies seinem «inneren Script» passt, erklärt Sommer.
Während Mordserien nach Datum im realen Leben praktisch nie vorkommen, gibt es sie ab und an in Film und Literatur. Im polnischen Kriminalroman «Der Kalenderblattmörder» etwa inszeniert der Täter an bestimmten Tagen Morde, die sich in Breslau historisch ereignet haben, noch einmal in besonders grausamer Weise. Weitaus bekannter ist der amerikanische Horrorfilm «Halloween», in dem Protagonist Michael Myers als Sechsjähriger seine Schwester ermordet, nach exakt 15 Jahren aus einer psychiatrischen Klinik ausbricht und ein Blutbad anrichtet.