«Eier lecken!»Osterplakat von Sex-Club stört die Dorfidylle
Das Werbeplakat eines Sex-Clubs erhitzt in Schüpfen BE die Gemüter. Die Gemeinde will aktiv werden. Der Club sieht die Werbung als unproblematisch.
Als M.O.* (23) aus Schüpfen BE kürzlich von einer Geschäftssitzung zurückkehrte, musste er erst einmal leer schlucken. An der Wand des Mehrfamilienhauses an der Bernstrasse prangt neuerdings das Werbeplakat des Solothurner Sauna-Clubs Olymp. Es zeigt eine Frau mit rotem Mund, nackten Schultern und goldener Hasenmaske. Daneben steht in fetten Lettern: «Ostern? Eier lecken! Wenn rasiert...»
Plakate von Erotik-Clubs habe es in der Vergangenheit zwar schon einige an der Fassade gegeben, sagt O: «Aber noch nie mit so einem deftigen Spruch.» Er sei schon mehrmals auf das Plakat angesprochen worden. Die Sexwerbung mitten im Dorf hält der Hausbewohner für problematisch: «Hier laufen täglich viele Schulkinder durch.» So hätten sich denn auch schon Eltern beklagt.
Gemeinde will Kontakt zu Plakatgesellschaft suchen
Die Gemeinde Schüpfen erfuhr durch 20 Minuten vom Sexplakat. «Wir waren ziemlich überrascht», sagt Gemeindeschreiber Patrik Schenk. Bei besagter Hauswand handle es sich um eine offizielle Plakatanschlagstelle. Sofern eine Werbung nicht illegal sei, könne die Gemeinde daher nichts unternehmen. «Ob die Werbung anstössig ist oder nicht, ist eine andere Frage», meint Schenk.
Auch wenn Schenk dies offen lässt, wird klar: Glücklich ist die Gemeinde nicht mit der zweideutigen Werbung. «Wir werden den Fall intern diskutieren und den Kontakt zur Plakatgesellschaft suchen», sagt Schenk. So wolle man etwa in Erfahrung bringen, warum in Schüpfen das Plakat eines Solothurner Sex-Clubs hänge und wie lange dieses an der Fassade bleibe.
«Für Sex-Clubs gelten andere Massstäbe»
Bei der Schweizerischen Lauterkeitskommission (SLK), die sich für faire Werbung einsetzt, ist das Plakat nicht bekannt. Werbung ausserhalb des Beschwerdeprozesses beurteile man grundsätzlich nicht, sagt SLK-Sprecher Thomas Meier. Ein zentraler Grundsatz verlange aber, dass zwischen dem Produkt und der werberischen Darstellung ein klarer Zusammenhang bestehen müsse.
«Während das bei einer Werbung für Autopneus mit einer leicht bekleideten Frau kaum der Fall wäre, gelten bei einem legalen Erotik-Etablissement andere Massstäbe», erklärt Meier. In der Kommission habe es einmal einen ähnlich gelagerten Fall gegeben, bei dem es ebenfalls um eine Werbung für einen Erotik-Club ging. «Du hast den Stecker, wir die Dose», war damals der Slogan des Anstosses. Die Beschwerde sei abgewiesen worden, so Meier.
Die Anschlagstelle eines Plakates spiele bei einer Prüfung durch die SLK ebenfalls eine Rolle, sagt Meier: «Wenn wir einen solchen Fall beurteilen würden, würden wir den Sachverhalt, dass Kinder die Werbung auf ihrem Schulweg oder in ihrer gewohnten Umgebung unweigerlich zu Gesicht bekommen, sicherlich miteinbeziehen.»
«Sex-Heftli am Kiosk sind expliziter»
Der Saunaclub Olymp in Oberbuchsiten – das ehemalige Römerbad – fährt dieses Jahr zum ersten Mal eine Osterkampagne. «Wir wollten etwas Lustiges und Auffälliges ausprobieren», sagt Reto Neuenschwander von der Marketing-Abteilung. Um nicht in die Sexismusfalle zu treten, seien intern sorgfältige Abklärungen getroffen worden. Dass das Plakat Kinder erschrecken oder gar verstören könnte, glaubt er nicht. «Die Überschriften der Sexheftli am Kiosk sind meist viel expliziter als dieses Plakat.»
Bleibt die Frage, weshalb ein Solothurner Etablissement Werbung im bernischen Schüpfen macht. Neuenschwander: «Wir haben festgestellt, dass gerade in ländlichen Gegenden Werbeplakate sehr effektiv sind.»