Gehirn verpacken und Blut absaugenTatortreinigerin plaudert aus dem Nähkästchen
Wie ist es, nach einem Verbrechen, einem Unfall oder Suizid die Spuren zu beseitigen? Eine Berner Tatortreinigerin gibt in der «BZ» Einblick in ihren Berufsalltag.
Das Entfernen von frischem Blut oder das Einsammeln von Hirnmasse ist eine Wissenschaft für sich. Das zeigt ein Interview der «Berner Zeitung» mit einer Tatortreinigerin. Schonungslos und ohne Umschweife erzählt die Bernerin darin, wie sie in ihrem Schutzanzug dem Schmutz den Kampf ansagt. Hirnmasse etwa würde sie mit dickem, mehrlagigem Papier in einen Kunststoffsack schieben. «Da muss ich behutsam arbeiten, denn oft sind noch Knochensplitter in der schleimigen Masse drin, an denen ich mich verletzen könnte.»
Doch spitze Skelettteile sind längst nicht die einzige Herausforderung, denen sich die Frau während der Einsätze stellen muss. An schlimme Bilder etwa gewöhne man sich, doch gegen beissende Gerüche könne man sich kaum wappnen – «obwohl mein ganzer Körper im Schutzanzug eingepackt ist, setzten sich Gerüche in der Haut und den Haaren fest.» Der metallische Geruch von frischem Blut oder der faulige Gestank von verwesendem Gewebe bringe man erst beim Duschen wieder weg.
Rund ein Einsatz pro Monat
Doch wo lernt man all diese Skills, um an Tatorten richtig «aufräumen» zu können? «Drei Tage Theorieunterricht in Basel mit Prüfungen an jedem Abend» machen den Anfang. Bis man dann eine offizielle Bescheinigung als Tatortreinigerin erhalte, müsse man noch ein halbes Jahr bei einem erfahrenen Tatortreiniger assistieren.
Dieses ganze Prozedere hat die Bernerin hinter sich. So rückt sie nun selbst als erfahrene Reinigungskraft im Kanton Bern rund zehn- bis zwölfmal pro Jahr aus, um Orte des Verbrechens zu säubern oder die Spuren eines tragischen Vorfalls zu beseitigen.