Auch YB-Frauen werden zweitrangig behandelt

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Männer verdienen, Frauen bezahlenAuch YB-Frauen werden zweitrangig behandelt

Erst als Aushängeschild in die Kamera gelächelt, dann zu zahlenden Fans degradiert: Auch die Frauen des BSC Young Boys haben einen schweren Stand. So etwa beim Spiel gegen Manchester United.

von
Mira Weingartner

Weil der FC Basel seine Spielerinnen während der 125. Geburtstags-Gala Tombolalose verkaufen liess, musste der Basler Verein viel Kritik einstecken. Es wird von Demütigung der Frauen und von einem Skandal gesprochen, im In- und Ausland – mittlerweile solidarisierten sich lokale Politiker mit den Fussballerinnen aus Basel.

Wie 20 Minuten weiss, müsste man sich aber auch mit den Spielerinnen des aktuellen Schweizer Meisters solidarisieren. Denn auch beim BSC Young Boys wurden Frauen zweitrangig behandelt – etwa beim ersten Champions-League-Spiel gegen Manchester United.

Kurzer Auftritt der Kickerinnen

Vor der königlichen Partie fiel dem U-19- und dem NLA-Team der Frauen die Ehre zu, kurz vor Spielbeginn auf dem Spielfeld das Champions-League-Banner in die weite Welt hinauszutragen. Die Fussballerinnen posierten für Fotografen und lächelten in die TV-Kamera. Doch nach dem Schaulaufen auf dem Rasen war Schluss mit Ruhm und Ehre: «Nach dem Auftritt mussten die Frauen das Stadion wieder verlassen», erzählt eine Insiderin 20 Minuten.

Wollte eine Fussballerin das Spiel ihrer männlichen Kollegen live im Stadion verfolgen, musste sie dafür in die eigene Tasche greifen. Die YB-Kickerinnen hätten gar wie alle anderen Besucher noch einmal durch die normalen Eingänge ins Stadion gelangen müssen. «Erst für den Verein posieren und dann doch zweitrangig behandelt werden – das ist demütigend», meint die Frau, die anonym bleiben möchte, weiter.

YB rechtfertigt sich

20 Minuten hat YB mit den Anschuldigungen konfrontiert. Pressesprecher Albert Staudenmann rechtfertigt sich: Einerseits hätten die Frauen von einem günstigen Angebot profitieren dürfen. «Den Spielerinnen und allen Nachwuchsspielern wurde nach der Auslosung der Gruppenphase, die den Young Boys die höchst attraktiven Gegner Manchester United, Valencia und Juventus Turin beschert hatte, die Möglichkeit geboten, Tickets zu Sonderpreisen zu kaufen», sagt Staudenmann.

Andererseits habe es auch ein logistisches Problem gegeben: Zwar seien die Damen nach ihrem Auftritt in die Kabinen zurückgekehrt, um sich umzuziehen. «Aus logistischen Gründen war es dann nicht möglich, die rund 30 Spielerinnen am Spielfeldrand zu ihren Plätzen im Sektor B zu führen, weil ja das Spiel bereits begonnen hatte.» Aus diesem Grund habe man entschieden, dass die Spielerinnen via den Quartierplatz wieder ins Stadion und zu ihren Plätzen gelangen sollten.

YB-Fussballerin: «Bei uns wird gespart»

«Etwas unsportlich», findet Barbara Ruf von der kantonalen Fachstelle für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern das Verhalten von YB. Der Wandel der Geschlechterrollen finde aber derzeit im Sport statt: «Fussball spielende Mädchen sind heute eine Selbstverständlichkeit», sagt Ruf. Auch bei den Vereinen müsse nun ein Umdenken stattfinden.

In einem Gespräch der Zeitung «Der Bund» mit YB-Spielerin Florijana Ismaili wird weiter klar, dass die Vereine definitiv über die Bücher müssen: «Die Clubs sparen zuerst bei den Frauenteams, wenn sie sparen müssen», sagte die Profifussballerin. Insgesamt bekomme ein Frauenteam immer noch viel weniger Aufmerksamkeit und viel weniger Geld als eine Männermannschaft.

Der Auftritt der YB-Frauen:

Erst als Aushängeschild für die Kamera gelächelt, dann zu zahlenden Fans degradiert: Auch die Frauen des BSC YB haben einen schweren Stand. So etwa beim Spiel gegen ManU.

YB-Frauen

Die Geschichte der heutigen YB-Frauen begann 1970 beim FC Bern. Frauenfussballvereine waren verboten, so dass die Frauen sich einem Herrenverein anschliessen mussten. 2005 wurde die Frauenabteilung des FC Bern eigenständig, der FFC Bern wurde gegründet.

Seit 2009 gehört das Team zu YB. Seit dem zweitletzten Titel der YB-Männer 1987 feierten die Frauen deren 16: 1992, 1995, 1996, 1997, 2000, 2001 und 2011 wurden sie Schweizer Meister. 1991, 1994, 1995, 1996, 1997, 1998, 1999, 2000, 2001 gewannen sie den Cup.

(der Bund/amo)

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