Operation im Arosa Bärenland«Viele werden OP von Bär Meimo live mitverfolgen»
Am Samstag können Sie live einer Bären-OP zusehen: Der leitende Tierarzt erklärt, was auf Bär Meimo zukommt.
Das Arosa Bärenland durfte erst kürzlich zwei neue Bewohner willkommen heissen: Die Bären Amelia und Meimo kamen im Februar aus Albanien ins Bündnerland, wodurch sie aus misslichen Haltebedingungen befreit werden konnten. Am Samstag steht dem Männchen Meimo nun der obligate Check durch den Tierarzt bevor. Dabei wird der Braunbär unter anderem kastriert und sein Gebiss kontrolliert. Das Weibchen Amelia wird in den nächsten Wochen ebenfalls an die Reihe kommen.
20 Minuten begleitet die Operation von Meimo am Samstag live ab 11 Uhr. Der leitende Tierarzt Wolfgang Zenker sagt im Interview, wie die OP abläuft.
Warum wird Bär Meimo am Samstag kastriert?
Die Kastration hat mehrere Gründe. Zum einen ist es so, dass es schlicht zu viele Braunbären gibt, die in menschlicher Obhut leben. In Arosa will man den freien Platz gezielt nur misshandelten Bären zur Verfügung stellen. Das entspricht der Nullzuchtstrategie von Vier Pfoten, denn jeder neugeborene Bär würde einem misshandelten einen Platz wegnehmen. Im Falle von Nachwuchs wäre es ausserdem sehr schwierig, ein geeignetes Zuhause mit genügend Kapazität für die Jungtiere zu finden.
Was passiert mit den Zähnen des Bären?
Geplant ist eine Zahnsanierung. Das heisst, dass sein Gebiss auf Schäden geprüft wird. Es werden aber nur Zähne gezogen, wenn sie nicht mehr zu retten sind. Leider kommt es aber oft vor, dass Bären, die wie Meimo und Amelia in Gefangenschaft gelebt haben, aus Langeweile an den Käfigstangen herumbeissen. Dadurch gehen die Zähne kaputt. Der Bären-Zahnarzt wird während der Operation deshalb spontan entscheiden, ob und wie viele Zähne gezogen werden müssen. So leistet das Zahnarztteam die schwerste körperliche Arbeit. Denn die Zähne eines Bären zu ziehen, ist sehr anstrengend.
Worauf muss bei einer Operation an einem Bären besonders geachtet werden?
Die grösste Schwierigkeit liegt darin, dass wir im Voraus nicht genau wissen, ob wir es mit einem gesunden oder kranken Tier zu tun haben. Es könnte beispielsweise sein, dass die Bären an einer versteckten Herzkrankheit oder an Organschäden leiden. Hinzu kommt, dass wir die Bären in Vollnarkose versetzen müssen. Das ist nicht ohne Risiko. Ein Bär, der nur leicht narkotisiert wird, ist nämlich immer noch stark genug, um einen Menschen zu töten. Wir können einen Bären nicht einfach wie einen Hund festhalten.
Besteht die Gefahr, dass die beiden Bären aus der Narkose aufwachen?
Diese Gefahr besteht immer. Aber wir haben ein ganzes Narkoseteam vor Ort, das die Narkose permanent überwacht und steuert.
Wie bereiten Sie sich auf die Operation vor?
Das Wichtigste ist die Organisation. Die Operation wird nämlich von einem Narkose-, einem Operations- und einem Zahnarztteam begleitet. Wir sind deshalb viele Leute auf engstem Raum, weshalb Koordination das A und O ist. Für uns Tierärzte wird es eine besondere Erfahrung sein, dass die Operation von 20 Minuten live begleitet wird. Normalerweise bekommen die Menschen nicht mit, wie solche Eingriffe bei einem Tier, speziell bei einem Wildtier, ablaufen. Doch am Samstag werden viele Menschen zuschauen, was uns die einzigartige Möglichkeit gibt, unsere Arbeit einem breiten Publikum näherzubringen. Genau wegen dieser medialen Begleitung ist für Nervosität kein Platz. Wir werden uns einfach wie immer auf unsere Arbeit konzentrieren.
Ist Meimo der erste Bär, den Sie operieren?
Nein, ich bin seit über 25 Jahren im Zoogeschäft und habe Dutzende Bären behandelt und viele davon operiert. Die Operation an den beiden Bären gehört für mich deshalb zu meinem beruflichen Alltag und ist nicht viel anders als die Operation eines Löwen, Tigers, Zebras oder Krokodils. Es ist halt einfach meine Arbeit, der ich sehr gern nachgehe – egal, welches Tier auf dem Operationstisch liegt.

Wolfgang Zenker (58) ist Fachtierarzt für Wild- und Zootiere. Er ist gebürtiger Österreicher und in der Schweiz wohnhaft. Er wird am Samstag im Arosa Bärenland die Operation an Bär Meimo leiten.