Lautes Telefonieren sorgt für üblen Streit im Tram

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Basler Verkehrs-BetriebeLautes Telefonieren sorgt für üblen Streit im Tram

Nachdem E. D. von einem BVB-Tramchauffeur aufgefordert worden war, sein Telefongespräch zu beenden, entwickelte sich ein hitziger Streit.

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Der Chauffeur habe ihn rüde dazu aufgefordert , mit dem Telefonieren aufzuhören, sagt der Leser.

Der Basler E. D.* sass am vergangenen Mittwochabend im Tram und telefonierte per Facetime mit einem Kollegen. «In ganz normaler Lautstärke», wie er 20 Minuten erzählt. Plötzlich habe er gehört, wie der Tramchauffeur ihn aufforderte, sein Telefongespräch sofort einzustellen, weil er bei diesem Lärm nicht fahren könne. «Ich sagte dem Kollegen, dass ich ihn zurückrufe, und ging zur Fahrerkabine. Es ist doch eine Frechheit, wenn man nicht mehr in der Öffentlichkeit telefonieren darf», sagt D.

Zwischen Fahrer und Passagier sei ein Streit entbrannt, der damit geendet haben soll, dass der Chauffeur das Tram mitten auf der Strasse angehalten und dem Gast gesagt habe, er sei ein «Bastard» und solle nicht mehr so laut telefonieren. «So etwas habe ich noch nie erlebt. Ich löse jeden Monat mein ÖV-Abo, und dann kommt so was», erklärt D.

«Musste Notbremse ziehen»

«Im Wortgefecht war ich wohl auch ein wenig schroff», sagt D. Daraufhin habe er eine Eskalation der Auseinandersetzung verhindern wollen und aussteigen wollen. Doch der Tramchauffeur sei abrupt weitergefahren. «Ich musste dann die Notbremse ziehen, damit er mich aus dem Tram lässt.» Er habe noch eine Beschwerde per E-Mail an die Basler Verkehrsbetriebe geschickt. «Nun erwäge ich sogar, eine Anzeige einzureichen.»

Bei den Basler Verkehrsbetrieben betont man, dass sich der Tramchauffeur stets korrekt verhalten habe. «Weil am Mittwoch wegen der Bundesfeier der Verkehr grossräumig umgeleitet wurde, hatte der Mitarbeiter extra das Fenster zum Fahrgastraum hin geöffnet, um für Fragen von Kunden ansprechbar zu sein», sagt Christian Ginsig von den Basler Verkehrs-Betrieben.

«Hat den Mitarbeiter beleidigt»

«Der in das Tram eingestiegene Fahrgast wurde angesprochen und gebeten, aufs laute Telefonieren im Bereich des Führerstands zu verzichten, weil die Sicherheit oberste Priorität geniesse», sagt Ginsig. Die BVB bedauere es, dass der Fahrgast die Bitte des Fahrers nicht respektiert habe. «Zudem hat er den Mitarbeiter auch auf persönlich übelste Art beleidigt, was im Video nicht erkennbar ist.» D. gibt das auf Nachfrage zu, weicht aber aus: «Ich bin erst ausgetickt, als mich der Tramfahrer zuerst beleidigt hat.»

Respektlose Passagiere

Kritik am Verhalten des Chauffeurs übt Christian Fankhauser, Gewerkschaftssekretär bei der Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV. «Beleidigungen gehen nie in Ordnung – egal, unter welchen Umständen sie ausgesprochen werden.» Gleichzeitig könne er das Verhalten des Chauffeurs nachvollziehen. «Er und seine Berufskollegen stehen insbesondere durch die Verkehrssituation, etwa durch die Aggressivität anderer Verkehrsteilnehmer, durch Kunden und Fahrpläne, unter einem enormen Druck.»

Es komme immer häufiger vor, dass Passagiere im Bus, Tram oder Postauto das Gefühl hätten, sie seien allein – und sich dementsprechend respektlos verhalten. «Sie telefonieren laut oder hören Musik mit Lautsprechern – die anderen Leute sind ihnen egal», sagt Fankhauser. Er empfiehlt Chauffeuren mit schwierigen Passagieren jedoch, nicht auf eigene Faust zu handeln. «Entweder ruft man die Zentrale oder die Polizei an – sonst eskaliert die Situation.»

*Name der Redaktion bekannt

Wie gehen ÖV-Betriebe mit lauten Telefonierern um?

Wie gehen ÖV-Betriebe mit lauten Telefonierern um?

SBB: «Wir appellieren an den gesunden Menschenverstand und die gegenseitige Rücksichtnahme», sagt Oli Dischoe von der SBB. «Passagiere, die sich durch das Verhalten anderer gestört fühlen, dürfen den betreffenden Reisenden direkt ansprechen oder den Zugbegleiter darauf aufmerksam machen.» Beschimpfungen, Drohungen und Tätlichkeiten gegen das Personal würden hingegen von Amts wegen verfolgt.

SBB: «Wir appellieren an den gesunden Menschenverstand und die gegenseitige Rücksichtnahme», sagt Oli Dischoe von der SBB. «Passagiere, die sich durch das Verhalten anderer gestört fühlen, dürfen den betreffenden Reisenden direkt ansprechen oder den Zugbegleiter darauf aufmerksam machen.» Beschimpfungen, Drohungen und Tätlichkeiten gegen das Personal würden hingegen von Amts wegen verfolgt.

Postauto: In Postautos, wo die Fahrten durchaus auch mal eine Stunde dauern könnten, sei eine gegenseitige Rücksichtnahme unter den Fahrgästen sehr wichtig, sagt Mediensprecherin Katharina Merkle. «Es gibt keine schriftlich fixierten Regeln – wir setzen auf den gesunden Menschenverstand.»

Postauto: In Postautos, wo die Fahrten durchaus auch mal eine Stunde dauern könnten, sei eine gegenseitige Rücksichtnahme unter den Fahrgästen sehr wichtig, sagt Mediensprecherin Katharina Merkle. «Es gibt keine schriftlich fixierten Regeln – wir setzen auf den gesunden Menschenverstand.»

VBZ: «Erlaubt ist, was nicht stört», lautet das Credo bei den Verkehrsbetrieben Zürich (VBZ). Diese Toleranz werde im Allgemeinen sehr geschätzt, sagt Sprecherin Daniela Tobler. In den VBZ-Fahrzeugen widerspiegle sich auch ein Teil der Kultur und der Gesellschaft. «Wir erachten es als unsere Pflicht gegenüber allen, Toleranz zu üben und nur bei krassen Verstössen einzugreifen.» Auf zusätzliche Verbote wolle man verzichten.

VBZ: «Erlaubt ist, was nicht stört», lautet das Credo bei den Verkehrsbetrieben Zürich (VBZ). Diese Toleranz werde im Allgemeinen sehr geschätzt, sagt Sprecherin Daniela Tobler. In den VBZ-Fahrzeugen widerspiegle sich auch ein Teil der Kultur und der Gesellschaft. «Wir erachten es als unsere Pflicht gegenüber allen, Toleranz zu üben und nur bei krassen Verstössen einzugreifen.» Auf zusätzliche Verbote wolle man verzichten.

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