Schüsse in Utrecht«Ich wohne nur 800 Meter vom Tatort entfernt»
Bei einer Schiesserei in Utrecht starben drei Menschen, fünf wurden verletzt. Der Täter wurde gefasst. Die Schweizerin Tanja Kühne erlebte alles hautnah mit.
«Ich wohne nur 800 Meter vom Tatort entfernt», erzählt die Schweizerin Tanja Kühne (28), die schon seit zwei Jahren in Utrecht lebt. «Am Morgen bin ich ins Yoga gegangen, und als ich rauskam, hatte ich viele Nachrichten aus der Schweiz.» Freunde hätten sie gefragt, ob es ihr gut gehe: «Ich wusste zunächst nicht, wovon die Rede war, erfuhr dann aber, dass es einen Anschlag im Tram gegeben hatte.»
Da die Gegend abgesperrt war, wusste sie nicht, wohin sie gehen sollte. «Ich konnte nicht nach Hause. Deshalb bin ich zu einer Freundin, die etwa acht Velominuten entfernt wohnt», sagt sie. Die Stadt sei total leer gewesen, doch Utrecht sei normalerweise voller Menschen, vor allem junger Leute.»
Helikopter kreisen ständig herum
Die Gemeinde informiere sie laufend via SMS über die Situation. Die Gefahr wurde zwischenzeitlich auf Stufe 5 gesetzt. Den Leuten sei geraten worden, die Häuser nicht zu verlassen. Kinder mussten in den Schulhäusern bleiben. Mittlerweile dürfte man wieder raus. Ob sie schon nach Hause könne, wisse sie noch nicht.
Aus der Wohnung ihrer Freundin verfolge sie die Situation laufend. «Es kreisen ständig Helikopter herum und suchen die Gegend ab.»
«Niemand hat so etwas erwartet»
Der Anschlag habe alle schockiert. «Niemand hat das erwartet», sagt sie. Alle seien sehr bestürzt und traurig.
«Utrecht ist eine offene und multikulturelle Stadt.» Doch es sei bekannt, dass es in jenem Bezirk Spannungen gebe und oft zu Problemen komme. «In diesem Stadtteil leben viele Migranten», sagt sie. Die meisten lebten allerdings friedlich miteinander.
Tat hatte wohl familiäre Gründe
Trotz Anschlag habe sie keine Angst. Doch als sie mit dem Velo durch die Stadt gefahren sei, habe sie zum ersten Mal ein mulmiges Gefühl gehabt in Utrecht. Aber: «Es wird mich aber nicht vom normalen Leben abhalten.»
Mittlerweile konnte der Täter von der Polizei gefasst werden. Alles deutet darauf hin, dass es sich um ein Beziehungsdelikt handelt, bei dem auch unbeteiligte Dritte zum Opfer wurden. Der Täter, ein 37-jähriger Türkei, war der Polizei bereits seit Jahren bekannt.