«Im schlimmsten Fall droht völlige Erblindung»

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Laserpointer«Im schlimmsten Fall droht völlige Erblindung»

Laserpointer stellen vor allem für Kinder eine grosse Gefahr dar. Immer öfter kommt es zu schweren Augenverletzungen. Ein Kinderarzt appelliert an die Eltern.

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Amerikanische Ärzte warnen vor den Gefahren von Laserpointern in Kinderhänden. Dieser Junge aus Tasmanien hat nach einem langen Augenkontakt mit einem starken Laserpointer 75 Prozent seiner Sehfähigkeit eingebüsst.
Kinderarzt Petros Ioannou sagt, auch in der Schweiz komme es unter Minderjährigen immer häufiger zu schweren Verletzungen durch Laserpointer. Er appelliert an die Eltern: «Kauft euren Kindern kein Spielzeug mit Laserlicht!»
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Amerikanische Ärzte warnen vor den Gefahren von Laserpointern in Kinderhänden. Dieser Junge aus Tasmanien hat nach einem langen Augenkontakt mit einem starken Laserpointer 75 Prozent seiner Sehfähigkeit eingebüsst.

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Herr Ioannou, amerikanische Forscher warnen vor der Gefahr von Laserpointern in Kinderhänden. Es komme öfter zu schweren Augenverletzungen mit Langzeitschäden. Wie sieht die Situation in der Schweiz aus?

Auch hierzulande bespricht man in Fachkreisen immer häufiger Fälle von Kindern und Jugendlichen, die sich beim Spiel mit Laserpointern gefährliche, sogar irreparable Augenverletzungen zuziehen.

Wieso verletzen sich vor allem Minderjährige ernsthaft?

Der Grund dafür ist die kindliche Neugier, die Kinder dazu bewegt, einen Blick direkt in den Laiserpointer zu wagen. Auch beim Spiel mit einem Spiegel kann sich ein Kind über die Reflektion des Strahls schwere Verletzungen zuziehen. Ich möchte alle Eltern bitten, kein Spielzeug mit Laserlicht zu kaufen. Es passiert so schnell etwas und die Folgen können ein Leben lang anhalten.

Wie viele Kinder sind in der Schweiz jährlich betroffen?

Das ist schwer zu sagen. Die Dunkelziffer wird immer grösser. Einerseits weil es mehr und mehr Fälle gibt, andererseits, weil das Beschaffen illegaler Laserpointer einfacher wird. Dazu kommt, dass Kinder mit leichten Verletzungen nicht unbedingt beim Arzt landen. Wer sich bei uns mit einer Laserpointer-Verletzung meldet, wird von unserem Triage-Arzt herausgefischt und einem Augenarzt notfallmässig zugewiesen.

Seit wann treten solche Fälle bei jungen Patienten auf?

Der erste grosse Fall wurde meines Wissens 2010 im «British Medical Journal» beschrieben. Dabei ging es um einen Teenager, der beim Spielen mit einem Laserpointer seine Augen traf und blinde Flecken im Sehfeld entwickelte. Zwei Monate später sah er zwar besser, die Netzhaut blieb jedoch beschädigt. Seither wurden regelmässig Studien zum Thema veröffentlicht. 2014 wurde im Fachblatt «Ophthalmology» eine ganze Fallserie von 14 jungen, männlichen Patienten publiziert, die meist beim Spiel mit Laserpointern verletzt wurden.

Wie entsteht eine solchen Verletzung?

Laserstrahlen gehen nahezu parallel von der Lichtquelle aus. Die starke Bündelung ermöglicht hohe Bestrahlungsstärken, die vor allem die Netzhaut schädigen können. In einfachen Fällen kann es zu einer Blendung der Sinneszellen ohne Schaden kommen, die sich nach Minuten wieder bessert.

Was passiert, wenn man länger in Laserlicht blickt?

Bei stärkerer oder längerer Einwirkung auf die Netzhaut kann ein irreversibler Gewebeschaden auftreten. Der Ausfall des Sehens, wie wir ihn nach Blendung kennen, bildet sich nicht wieder vollständig zurück. Dies kann zum bleibenden Verlust des zentralen Sehens und der Lesefähigkeit führen.

Welche Symptome deuten auf eine schwere Verletzung hin?

Nach einer direkten Strahlungsrichtung auf das Auge können eine thermische Reizung oder Verbrennungen der Bindehaut auftreten. Die Symptome wären dann brennende und tränende Augen. Bei stärkeren Lasern führen die Strahlen zu Verbrennungen auf der Netzhaut, die die Lichtrezeptoren unwiederbringlich zerstören. Hier kommt es zu Narbenbildung, Blutungen, Flüssigkeitsansammlungen oder manchmal auch zur Wucherung von neuen Blutgefässen.

Kann man komplett erblinden?

Verletzungen der Netzhaut bleiben meist unbemerkt, soweit sie nicht im Fleck des schärfsten Sehens (Makula) liegen. Ist jedoch die Makula betroffen, kann es zu einer starker Verminderung des Scharfsehens und des Farbsehvermögens kommen. Der schlimmste Fall tritt ein, wenn der Laserstrahl den Sehnerv trifft. Dann droht die völlige Erblindung.

Petros Ioannou ist Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin und Ärztlicher Leiter der Kinder Permanence Swiss Medi Kids.

Tipps zum Umgang mit Lasern

- Der Strahl sollte niemals auf die Augen anderer Personen gerichtet

werden.

- Benutzer sollten selbst nie absichtlich in den direkten Strahl schauen.

- Falls die Laserstrahlung ins Auge trifft, sollte man die Augen bewusst

schliessen und den Kopf aus dem Strahl bewegen.

- Die Strahlungsquelle darf nicht mit optischen Instrumenten wie Lupen

betrachtet werden.

- Laserpointer sollten klassifizert und gekennzeichnet sein. Nur Laser mit

einer Leistung von maximal 1 Milliwatt gelten als sicher für die Augen.

- Laserpointer sind kein Spielzeug und gehören nicht in die Hände von

Kindern und Jugendlichen

- Verletzungen des Auges mit einem Laser sollten umgehend von einem Augenarzt untersucht werden. Er kann eine Behandlung versuchen, um den bleibenden Schaden so klein wie möglich zu halten.

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