Intim-Muskel-Training«Männer finden meine kraftvolle Vagina toll»
Wer die Muskeln im Intimbereich trainiert, hat ein besseres Sexleben. Junge Frauen besuchen entsprechende Kurse oder machen Übungen zu Hause.

In Kursen oder beim Training zuhause stärken Frauen ihre Muskeln im Intimbereich, um besseren Sex zu haben. (Symbolbild)
iStockDas Trainieren der Vaginalmuskulatur wird meistens mit der Rückbildungsgymnastik frisch gebackener Mütter assoziiert. Doch immer mehr Frauen trainieren ihren Beckenboden, um beim Sex mehr Lust zu verspüren. «Ich hoffe, damit besser und schneller zum Orgasmus zu kommen», vertraut uns eine 27-Jährige an. Sie trainiere zu Hause, auf dem Heimweg oder im Büro: «Die Muskulatur ‹dort unten› anspannen, das kann man überall machen.»
Und auch eine 22-Jährige erzählt, der Sex werde durch das Training intensiver, sowohl für sie wie auch für ihren Partner. «Gewisse Männer haben mir bereits gesagt, dass sie es toll finden, dass sich meine Vagina eng und kraftvoll anfühlt. Die Übungen bringen sich die zwei jungen Frauen selber bei, mit Anleitungen aus dem Internet.
Bei jungen Frauen im Trend
Die sexologische Körpertherapeutin Janine Hug bietet entsprechende Kurse an. Sie sagt: «Bei jungen Frauen ist das im Trend.» Grund sei vermutlich der heute oft anstrengende Alltag: «Durch den ständigen Stress ist der ganze Körper angespannt und die Beckenmuskulatur vieler Frauen überspannt.» Das könne zu Unannehmlichkeiten im Sexleben, zu Orgasmusschwäche oder Lustlosigkeit führen.
Im Gesundheitsbereich sei das Beckenbodentraining bekannt. Doch als Untersützung zu einem befriedigenden Sexleben, zur Luststeigerung, sei es eher tabuisiert.
«Es geht um guten Sex»
Janine Hug: «Dabei kann man durch einen gut trainierten Beckenboden die eigene Sexualität wirklich positiv beeinflussen.» Denn: Fühlt sich der Beckenboden stark und beweglich an, könne man vaginale und klitorale Kontraktionen bewusst steuern. Damit steige die Orgasmusfähigkeit. «Ist die Muskulatur zu schwach oder zu angespannt, geht das nicht gut.»
Sie bietet den Kurs «Love your Pelvis» dreimal pro Jahr an – es laufe gut, so die Sexualexpertin. «Frauen, die den Kurs besuchen, geht es um mehr Erlebnisfähigkeit in der Sexualität.»
«Sollte Teil der Schulbildung sein»
Wer denkt, es handle sich bei den Trainings um Tantra-ähnliche Rituale, liegt falsch. «Während dem Kurs bleiben die Kleider an», erzählt die Leiterin. Wichtiger Teil des Unterrichts seien Atemtechniken. «Diese helfen, den Beckenraum zu entspannen.» Ausserdem lernten die Teilnehmerinnen ihre verschiedenen Beckenmuskeln wahrzunehmen und sie anzuspannen oder zu entspannen. Gewisse Übungen werden auch an Sextoys gezeigt und können dann zu Hause geübt werden.
«Als Erstes aber schauen wir uns die Theorie an», so Hug. Die Teilnehmerinnen lernten anhand von Bildern die weibliche Anatomie kennen. Sie empfiehlt ein solches Training jeder Frau. «Die Übungen sollten meiner Meinung nach sogar Teil der Schulbildung sein.»
Ob aus Scham oder aus anderen Gründen: Viele Frauen trainieren ihre Beckenmuskulatur alleine anhand von Tipps aus dem Internet – davon gibt es etliche. Hug rät dabei aber zur Vorsicht: «Es kann sein, dass man die Muskeln damit falsch antrainiert.»
Janine Hug zeigt im Video Übungen für die Intim-Muskulatur:
Hier sehen Sie ein paar Beckenboden-Übungen. (Video: 20 Minuten)
(Video: 20 Minuten/kün)
Für verschiedene Anliegen anwendbar
Auch die Sexologin Gabriela Kirschbaum sagt: «Das Beckenbodentraining ist populärer geworden.» Es könne besonders für Frauen, die wenig Lust haben, förderlich sein. Denn: Durch die Übungen werde der Beckenraum stärker durchblutet und folglich die physische Erregung und die Wahrnehmung des vaginalen Innenraums gefördert. «Da der Orgasmus mit der Muskulatur zusammenhängt, wird er dann intensiver.» Und auch Frauen, die beim Akt Schmerzen haben, könne dadurch geholfen werden.
Wer sich nicht in einen solchen Kurs wagt, kann es auch mit Yoga probieren. Gewisse Yoga-Formen beinhalten ebenfalls Übungen zur Kräftigung der Muskeln im Intimbereich. Und: Beckenbodenübungen gibt es übrigens auch für Männer. Kirschbaum: «Das Training kann insbesondere bei Erektionsschwierigkeiten helfen.»