Kühlung im Dachstock«Wegen der Handyantenne zittern bei uns die Wände»
Schlaflose Nächte und Konzentrationsstörungen am Tag – eine Mobilfunkantennen-Lüftung macht einer Zürcherin zu schaffen. Sunrise gibt Fehler zu.
Die brummende Mobilfunkantennen-Lüftung bringt eine Zürcherin um ihren Schlaf. (Video: 20 Minuten)
Ein brummendes Geräusch, wie von einem laufenden Tumbler, dringt täglich zigmal in die Wohnung von Mira*, begleitet von Vibrationen. Verursacht wird diese Störung von einer Mobilfunkantenne auf dem Dach des Wohngebäudes, besser gesagt von der Lüftung, die diese Antenne kühlt. Direkt darunter liegt ihr Schlafzimmer.
«Das Geräusch ist gut hörbar. Die Vibrationen, die die Lüftung verursacht, sind für mich persönlich aber noch schlimmer», sagt Mira. Denn wenn sie am Abend im Bett liege, spüre sie das Vibrieren, das von der Wand über den Boden auf das Bett übertragen werde.
Körperliche Auswirkungen
«Weder ich noch meine Mitbewohner finden deshalb erholsamen Schlaf», so Mira. Sie habe in der Nacht schon die Wohnung verlassen, weil sie es nicht mehr ausgehalten habe. «Die Emissionen haben auf meine Konzentration und auf das allgemeine Wohlbefinden aller Mitbewohner eine starke, negative Auswirkung.» Unter Konzentrationsschwierigkeiten hätte sie zwar schon zuvor gelitten, allerdings nie so extrem wie jetzt. «Ich kann unter diesen Bedingungen hier nicht weiterleben. Deshalb habe ich vor, so bald wie möglich auszuziehen.»
In der Wohnung surrt und vibriert es in unterschiedlichen Intervallen. Im Sommer musste die Antenne stärker gekühlt werden, weshalb die Kühlung fast ununterbrochen mit nur zwei- bis dreiminütigen Pausen dazwischen gelaufen sei. Das Schlafzimmer sei dann unbenutzbar gewesen, so Mira. Im Herbst sei es etwas besser geworden. Inzwischen wechselten sich etwa zehnminütige Lauf- und Ruhezeiten ab. Doch: «In dem Moment, in dem die Anlage herunterfährt und es still wird, weiss ich, dass ich unbedingt einschlafen muss. Wenn ich es dann nicht schaffe, hält der nächste Zyklus mich weiter wach.»
Beschwerde
Als die Wohngemeinschaft der Vermieterin einen eingeschriebenen Brief geschickt habe, habe diese umgehend reagiert und beim Mobilfunkanbieter um eine Lösung ersucht. Dieser habe zugesagt, dass der Lüfter bis Ende Oktober ersetzt werde, und den Fall an die Partnerfirma, die dafür zuständig ist, weitergereicht.
Geändert habe sich an der Situation bislang aber noch nichts: Der alte Lüfter laufe nach wie vor, da die Lieferfristen für den neuen lang seien. Weder Mira noch die Verwaltung wissen, wie lange das Warten auf den Ersatz noch andauert. Zurzeit betätigen sich allerdings Handwerker an der Antenne selbst: Sie wurde gestern auf den 5G-Standard aufgerüstet. Die Emissionen hätten sich dadurch sogar noch verstärkt, so Mira: «Seit letzter Nacht sind nun auch die Geräusche des zur Antenne gehörenden Technikraums in der Wohnung hörbar.»
«Ich bin nicht per se gegen Antennen»
Für Mira ist es unverständlich, dass eine solche Antenneninfrastruktur ohne entsprechende Schutzmassnahmen in ein älteres Gebäude mit ringhöriger Bausubstanz verbaut werden kann: «Ich bin nicht gegen Antennen, die braucht es in der digitalisierten Welt. Aber das Geschäft mit den Antennen ist für Hauseigentümer lukrativ. Eventuell würde ein Teil dieses Gelds besser darin investiert werden, Gebäude so herzurichten, dass die Menschen, die darin leben, nicht unter den eingebauten Infrastrukturen zu leiden haben.»
Sie glaubt, dass noch weitere Personen davon betroffen sein könnten, die sich deswegen vielleicht nicht zu helfen wissen. «Selbst wir, die keine Probleme damit hatten, werden aufgrund der Komplexität der Situation mit den unterschiedlichen involvierten Parteien und dem Versagen der Zusammenarbeit immer wieder auf später vertröstet.»
In gewissen Städten können Hauseigentümer für eine 5G-Antenne auf dem Dach ihrer Liegenschaft fast eine halbe Million Franken für einen Vertrag über 20 Jahre verlangen (20 Minuten berichtete).
Lüftung soll ausgewechselt werden
Der verantwortliche Mobilfunkbetreiber Sunrise bestätigt auf Anfrage, dass es in der betreffenden Liegenschaft ein Problem mit dem Klimagerät gebe. Mediensprecher Rolf Ziebold sagt: «Wir sind mit der zuständigen Liegenschaftsverwaltung in Kontakt. Das Klimagerät soll so rasch wie möglich ausgewechselt werden.»
Solche Fälle seien aber sehr selten und es sei Sunrise ein Anliegen, Störungen schnellstmöglich zu beheben, denn: «Die Liegenschaftseigentümer sind unsere wichtigsten Partner für unsere Mobilfunkstandorte.»
*Name der Redaktion bekannt